Auf einen Kaffee mit Carol Mühlenbrock

 7.4.2013 Gahlen (geg). Heute versteht Carol Mühlenbrock nicht, warum sie nicht schon in Ihrer Heimat Kenia eine Ausbildung zur Köchin gemacht hat. „Ich habe immer schon gern gekocht", erzählt die ehemalige Auszubildende lachend.

 

Jetzt bekam sie ihr Talent und ihr Können schriftlich bescheinigt. Denn: Carol Mühlenbrock bestand am 16. Januar ihre Prüfung als Köchin und das als Kammerbeste.

„Ich bin sehr ehrgeizig" gibt sie zu. Aber ohne diesen Ehrgeiz wäre diese Prüfung wahrscheinlich auch gar nicht zu schaffen gewesen.

Im Oktober 2007 lernte sie ihren Mann Stephan kennen. An ihre ersten Erfahrungen mit dem fremden Land und auch mit der Kälte kann sie sich gut erinnern: „Es war Oktober und ich sah eines Morgens die Sonne am Himmel stehen und ging im T-Shirt raus", erinnert sie sich lachend daran, wie sehr sie damals gefroren habe.
Die ehemalige Studentin der Rechtswissenschaften drückte nach ihrer Ankunft eineinhalb Jahre lang, an fünf Tagen in der Woche die Schulbank in Wesel, um Deutsch zu lernen. „Ich wollte die Sprache so intensiv lernen, um sie möglichst fehlerfrei zu sprechen", so ihr Anspruch.
Außerdem wollte sie auch gern über die Witze lachen können, die ihr Schwiegervater Johannes in der Küche erzählte, bringt sie den Wunsch nach Integration in eine humorvolle Richtung.

 


Das Vorhaben ihr in Kenia abgebrochenes Studium weiter zu führen, legte die junge Frau schnell "ad acta", denn sie musste erfahren: "Meine Studienzeit in Kenia wurde hier nicht anerkannt, ich hätte von vorn beginnen und nochmal sieben Jahre lang studieren müssen".
Traurig sei sie deswegen nicht gewesen, denn die begonnene Arbeit im Service des Restaurants machte ihr Spaß. Das tolle Betriebsklima habe ihr die Anfänge leicht gemacht. Die anfänglichen Sprachbarrieren im Restaurant erwiesen sich als keine so große Hürde, da das weitere Personal mit ihr englisch sprach.
Irgendwann schaute sie dann ihrem Schwiegervater beim Kochen über die Schulter und entschloss sich eine Ausbildung zur Köchin zu machen. Da war Tochter Anna gerade mal 11 Monate alt. Aufgrund ihres begonnenen Studiums in Kenia, konnte sie ihre normale Ausbildungszeit von drei auf zwei Jahre verkürzen, die dann schlussendlich nochmal verkürzt wurde. Denn Carol Mühlenbrock wurde während der Zeit schwanger und musste aufgrund von Komplikationen pausieren.
Deswegen ist sie besonders dankbar, so stark von ihren Schwiegereltern Johannes und Caesie Mühlenbrock unterstützt worden zu sein. „Liebevoll und mit Humor hat mir mein Schwiegervater die notwendigen Dinge vermittelt, meine Schwiegermutter war und ist immer für die Kinder da", sagt die frisch gebackene Köchin, die ein Familienmensch ist. Fünf Geschwister hat sie und erzählt: "In meiner Heimat ist das Zusammenleben wichtig, wir sitzen oft bis tief in die Nacht zusammen, erzählen und lachen gemeinsam".

Und doch, bei der theoretischen Prüfung wurde deutlich, dass ihr ursprünglicher Ehrgeiz manchmal der Mutterliebe Platz machen musste. „Deswegen bestand ich den theoretischen Teil nur mit einer zwei ", berichtet Carol Mühlenbrock, bei der praktischen Prüfung sah das dann anders aus.
Aus dem von der Kammer vorgegebenen Warenkorb plante sie das Menue, welches sie dann auch mit Hilfe von Johannes Mühlenbrock trainierte. Carol Mühlenbrock kreierte:
Die Vorspeise:
Feine Schwarzwurzel-Inger Cremesuppe, Petersilienschaum und panierte in Butter gebratene Möhrentaler.
Das Hauptgericht:
Pochierte Perlhuhnbrust mit einer Paprika Kalbsfarce, Spätburgundersauce, gedünsteter Spinat, Tomatenwürfel und Kartoffelkrapfen.
Und als Dessert Weißes Schoko-Orangenmousse, heiße Zimt-Schattenmorellen in der Hippe und Zartbitterschokoladen-Pistaziensplitter.
Begeistert zeigte sich die sechsköpfige Jury davon, dass Carol Mühlenbrock als einzige die schwierigere Zubereitung der Perlhuhnbrust wählte. Sie hätte auch einen Tafelspitz in das Menue einbinden können.
In Zukunft wird die sympathische Gahlenerin, die sich in der Küche zuhause fühlt, wie sie sagt, ihren Mentor Johannes Mühlenbrock in der Küche des Restaurant „Hohes Ufer" unterstützen.
In Schermbeck lebt sie gern, erzählt Carol Mühlenbrock. Besonders gefalle ihr die Pünktlichkeit. „Wenn Deine Mutter bei um zwei zu Besuch kommen soll, dann musst Du ihr sagen, sie solle um 10 Uhr da sein", erläutert sie lachend. Nachmittags, das sei eben irgendwann zwischen zwölf und sechs Uhr. Den Umgang mit den Behörden in diesem Land, empfand sie bisher als „ganz entspannend". Was sie jedoch ärgerte, war die Tatsache, dass sie den Führerschein in Deutschland nochmal komplett neu machen musste: „Sechs Monate darfst Du damit fahren und dann ist er plötzlich nicht mehr gültig", erzählt sie.

Das Team von Schermbeck-grenzenlos gratuliert herzich zu dem tollen Prüfungsergebnis.