GrünenFraktion: Verkehrsversuch in Schermbeck – ein Zwischenstand

25.5.2023 Schermbeck. Am 07.02.2023 hat der Planungs- Umwelt- und Mobilitätsausschuss der Gemeinde Schermbeck über den Verkehrsversuch beraten. Vorgestellt wurden drei Varianten, ausgewählt wurde die Variante 2b und einstimmig beschlossen.

Jede der vorgeschlagenen Varianten ist ein System von aufeinander abgestimmten und miteinander verbundenen Elementen. Fällt ein Element weg, stimmt das System nicht mehr. Genau das ist jetzt mehrmals eingetreten:

• Die Öffnung Pastoratsweg erfolgte nicht.
• Die Öffnung Ahornstraße/Eschenstraße erfolgte nicht.
• Die Ampelanlage auf der B58 wurde nicht installiert.
• Die Apothekerstege ist nicht befahrbar.

Derzeit tragen die Anwohner der Marellenkämpe den überwiegenden Teil der Verkehrsbelastung und aus zahlreichen Meinungsäußerungen in den Medien ist ein Stück Schadenfreude herauszuhören, wie bei dem CDU Ratsmitglied Große-Ruiken, der von einer „Luxussituation in der Marellenkämpe“ spricht. Wer sich in Schermbeck angesiedelt hat, hat gewusst, auf welche Verkehrsbelastung er sich in seiner Straße einlässt. Die Mittelstraße war immer eine stark befahrene Straße. Sie hat bisher die größte Entlastung erfahren, nämlich durch die Herabstufung von einer Bundesstraße zu einer Tempo 20 Zone.

Die Marellenkämpe war nie eine Durchgangsstraße. So ist es auch im Schreiben der Anwohner an den Petitionsausschuss des NRW-Landtags aus dem Jahr 1994 nachzulesen, als im Rahmen eines Verkehrsversuchs der Weg schon einmal geöffnet wurde. Der Petitionsausschuss kam zu dem Ergebnis, dass eine Öffnung aus mehreren Gründen nicht angebracht ist und empfahl die Schließung.

Es ist gut, dass der Verkehrsversuch durchgeführt wird, zeigt er doch vielen, die bei der ersten Vorstellung im Ramirez den Planer mit Bravorufen und Klatschen bedachten, dass die Realität sich deutlich von der Papierform unterscheidet und Umwege, wenn man sie täglich machen muss, nicht nur die Umwelt, sondern auch die eigene Lebenssituation belasten.

Entscheidend ist auch, welche Auswirkungen sich auf die Läden und die Arztpraxen, die sich im Zentrum des Versuchs befinden, ergeben. Leider wurde die angekündigte Passantenzählung im Vorfeld des Verkehrsversuchs nicht durchgeführt, sodass am Ende belastbare Vergleichszahlen nicht zur Verfügung stehen werden.

Auch einige Eingaben und Bedenken von Betroffenen, wie einer Arztpraxis oder betroffenen Familien aus der Marellenkämpe, fanden nicht die entsprechende Gewichtung, weil sie der Politik zu spät oder nicht unmittelbar vorgelegt wurden.

Die gewünschte CO2-Einsparung wird sich wohl erst dann ergeben, wenn die Mehrzahl der Fahrzeuge elektrisch angetrieben wird. Bis dahin, so hat es auch der Planer festgestellt, wird es keinen Gewinn für die Umwelt geben.

So, wie schon bei einem vorherigen Verkehrsversuch auch, zeigt sich, dass die Vorteile auf der einen Seite auch erhebliche Nachteile auf der anderen Seite mit sich bringen und vielleicht wächst auch bei dem einen oder anderen Straßennutzer die Erkenntnis, dass es eine glückliche Lösung für alle nicht gibt und dass man die bisherige Verkehrsführung womöglich besser beibehält.

Wirklich helfen kann nur ein deutliches Abwägen, wann eine Nutzung des Autos wirklich notwendig ist. Diese Entscheidung muss jede und jeder selber treffen. Da hilft keine Verkehrsplanung.

 

Stefan Steinkühler
(Fraktionsvorsitzender)