Die Friseurära Nuyken im Dorf ist nun nach 56 Jahren endgültig beendet
29.7.2023 Schermbeck (geg). „Entweder sorgt der liebe Gott, oder der Arzt dafür, dass ich aufhöre“, das hat Gerd Nuyken, der nun nach 56 Jahren endgültig Kamm und Schere bei Seite gelegt und seinen letzten Salon geschlossen hat, immer gesagt. Nun: Es sind gesundheitliche Gründe die den 79-jährigen Friseurmeister zu diesem Schritt bewogen haben. Seit einigen Tagen hängt im Fenster seines Barbier-Shops ein Hinweisschreiben, so dass die Information bereits im Dorf Kreise gezogen hat. Ein handgeschriebener Brief mit guten Wünschen für die Zukunft hat ihn daraufhin erreicht. Worüber er mit seiner Frau Gisela immer wieder lachen muss, ist der Satz: „Wer schneidet nun meinem Schwager die Haare, muss er sich jetzt eine Mick-Jagger Frisur zulegen?“
Dabei wollte der gebürtige Holtener eigentlich Maurer werden. Er erinnert sich noch gut daran, dass er schon während der Schulzeit beim Neubau vieler Häuser geholfen hat. Aber: “Mein Vater, genau wie der Großvater selbst Friseurmeister mit eigenem Geschäft, bestimmte, dass ich ebenfalls Friseur werde und irgendwann sein Geschäft übernehme.“
Auf dem Foto sieht man Großvater, Vater und Sohn
Und seine Frau Gisela Nuyken? Diese wollte schon als Kind Friseurin werden und auch hier entschieden die Eltern, ihr diesen Wunsch nicht zu erfüllen. Sie wurde Bürokauffrau- konnte sich aber dann später im eigenen Unternehmen ihren Traum erfüllen. Im Jahr 1982 legte sie die Meisterprüfung ab und half ihrem Mann fortan im Unternehmen.
Seine Lehre absolvierte Gerd Nuyken in einem fremden Betrieb und legte im Jahr 1966 die Meisterprüfung ab. Den elterlichen Betrieb wollte Gerd Nuyken allerdings nicht übernehmen. Der Vater wollte sich noch nicht zur Ruhe setzen. “Ich wollte aber etwas eigenes, gerne in Norddeutschland, aufbauen“, sagt er rückblickend. Mit dem eigenen Ladenlokal, das er eher zufällig im Jahr 1967 in Schermbeck fand, ging er dann quasi „Back to the roots“. Nuyken erzählt, dass nämlich alle Familienmitglieder, beziehungsweise seine Vorfahren, aus Gartrop stammen. Nach einer Marktanalyse rechnete er sich ganz gute Chancen für einen Erfolg aus. Dass er und seine Frau Gisela sich von Anfang an in Schermbeck wohl gefühlt haben und sich auch recht schnell am gesellschaftlichen Leben beteiligten, betont er. Im MGV war er aktiv und Mitgründer der Werbegemeinschaft, einige Jahre hatte er auch den Vorsitz der Sportschützen inne und vor 25 Jahren wurde er Schützenkönig.
Im Laufe der Jahre hat das Paar Filialen in Borken und Drevenack errichtet. Einige Jahre hat Gisela Nuyken, einen Salon in Gahlen geleitet. Circa 40 Auszubildende die alle die Prüfung geschafft haben, hat er auf den Beruf vorbereitet und in Spitzenzeiten rund 15 Angestellte beschäftigt. Viele Geschichten hat das Paar erlebt, die es sicher nicht vergessen wird. Den Kontakt zu den Menschen haben die beiden an diesem Beruf sehr geliebt. Und: “Man muss mit jedem klar kommen, immer offen und kommunikationsfreudig sein“.
Im Jahr 1979 haben die Nuykens das Haus in der Georgstraße 1 gekauft- sind mit dem Salon von der Mittelstraße 14 quasi um die Ecke gezogen. Als Gerd Nuyken im Jahr 2009 mit dem Eintritt ins Rentenalter das erste Mal daran dachte kürzer zu treten, übergab er seinen Salon an seine ehemalige Auszubildende und Angestellte Claudia Wenzel, die diesen an dieser Stelle immer noch betreibt.
Gerd Nuyken eröffnete, wieder um die Ecke an der Mittelstraße 16, einen Barbier Shop - ausschließlich für Herren. Diese konnten sich hier mit Gesichts- und Kopfmassagen verwöhnen lassen. Nuyken freut sich: “Das kam richtig gut an, ich konnte viele Stammkunden gewinnen.“ Die Bartpflege wurde mit Schaum und Messer, buchstäblich zelebriert. Genau wie der Haarschnitt den der Friseurmeister ebenfalls mit dem Messer vornahm. Aber nun ist endgültig Schluss – der Barbier- Shop ist dicht und das Ehepaar Nuyken beschäftigt sich fortan mit der Gestaltung der Freizeit - ohne Schaum, Kamm und Schere.