Weltfahrradtag: Sieben Radschnellwege für NRW in Planung

3.6.2020 Region. Gelsenkirchen (straßen.nrw). Sieben Radschnellwege (RS) sind in Nordrhein-Westfalen derzeit geplant.

Straßen.NRW setzt dabei auf eine enge Zusammenarbeit mit den Kommunen, auch um die Planungsprozesse zu beschleunigen. Die Rad-Autobahnen sollen einen Beitrag zur vernetzten Mobilität leisten, darum wird mit Hochdruck an der Realisierung gearbeitet. Allerdings: Damit die RS-Nutzer bald schnell vorankommen, muss im Vorfeld gründlich geplant und gut gebaut werden. "Und dafür brauchen wir Zeit", bremst Straßen.NRW-Direktor Dr. Sascha Kaiser die Erwartung, dass ein Radschnellweg im Handumdrehen geplant und gebaut ist.

Das Wetter macht es einem in diesem Frühjahr leicht, in die Pedale zu treten, die Corona-Pandemie treibt den Radverkehr und für die jüngere Generation scheint das E-Bike das neue Auto zu sein. Radverkehr boomt - und braucht eine entsprechende Infrastruktur. "Radwege gehörten schon immer zu unserem Planungsauftrag dazu", sagt Dr. Sascha Kaiser, Direktor von Straßen.NRW, mit Blick auf die so genannten begleitenden Radwege an Bundes- und Landesstraßen. "Wir wollen dem Thema aber künftig noch mehr Gewicht geben und gemeinsam mit den Kommunen auf die Planung einer Rad-Infrastruktur blicken."

Vereinbarungen mit den Städten

Das heißt, dass zum Beispiel Projekte nicht an fehlenden Planungskapazitäten scheitern sollen und langwierige Planungsprozesse an vielen Stellen gleichzeitig
begonnen werden können. "Wir haben in vielen Bereichen Planungsvereinbarungen mit den Städten geschlossen, damit sie auf ihrem Stadtgebiet die Projekte
vorantreiben können", sagt Kaiser. Bestes Beispiel dafür ist der RS1, der Radschnellweg, der von Duisburg nach Hamm einmal quer durchs Ruhrgebiet führen
soll. Die Städte Duisburg, Bochum, Dortmund und Hamm haben die Realisierung der Strecke auf ihrem Stadtgebiet übernommen. Die Abschnitte in Mülheim an der Ruhr, Essen, Gelsenkirchen, Unna, Kamen und Bergkamen werden durch Ingenieure der Regionalniederlassung Ruhr geplant. Kein leichtes Geschäft, lagen doch bis vor Kurzem noch nicht einmal verbindliche Standards für den Bau von Radschnellwegen vor.

Doch nun nehmen die Projekte Fahrt auf. Sebastian Artmann, Projektleiter für den RS1 in der Straßen.NRW-Regionalniederlassung Bochum, ist zuversichtlich:
"Derzeit wird in allen Abschnitten geplant und es ist sicherlich in den nächsten Jahren mit Baustarts auf einem Großteil der Strecke zu rechnen."

Sechs weitere Radschnellwege sind derzeit für Nordrhein-Westfalen in Planung. Dabei gibt es Projekte, die noch ganz am Anfang stehen - wie zum Beispiel die
Ergänzung zum RS1, der Radschnellweg Mittleres Ruhrgebiet von Essen über Bottrop bis nach Gladbeck. An anderer Stelle ist man bereits am Ende der Planungsphase angelangt. So treibt die Straßen.NRW-Regionalniederlassung Münsterland gemeinsam mit den Anrainer-Städten den Radschnellweg 2 von Isselburg nach Velen voran. Der insgesamt 46 Kilometer lange Abschnitt soll in wesentlichen Teilen auf der ehemaligen Bahnstrecke Isselburg - Coesfeld liegen.
Die Planung wurde in Abschnitte gegliedert, der Kreis Borken erstellt dabei einen baureifen Entwurf für die Teilstrecke Bocholt-Rhede. Der Landesbetrieb wird dann nach diesen Plänen bauen.

Einigung aller Beteiligten

Allerdings kann auch hier das Planungsrecht für eine Verzögerung sorgen. Die Planung ist weit fortgeschritten und das Baurecht soll nach Möglichkeit über den sogenannten "Fall unwesentlicher Bedeutung" (also ohne Planfeststellungsverfahren) erreicht werden. Das setzt aber vor allem beim Grunderwerb die Einigung aller Beteiligten voraus. Da in Teilbereichen die Trasse von Anliegern als Garten genutzt wird, sehen die Projektbeteiligten hier ein Klagerisiko. Ein konkreter Termin für einen Baubeginn kann somit noch nicht abgeschätzt werden. "Wir müssen auch beim Bau eines Radschnellweges, der ja den Status einer Landesstraße hat, alle Schritte rechtlich sauber abarbeiten", sagt Dr. Sascha Kaiser. Das ziehe die Verfahren leider teilweise in die Länge.

Planen mit der Öffentlichkeit

Wichtig ist darum für die Planer von Straßen.NRW, auch bei den Radschnellweg-Projekten die Öffentlichkeit frühzeitig mit einzubinden. Die Straßen.NRW-Regionalniederlassung Niederrhein ist beim Projekt "Radschnellweg Neuss-Düsseldorf-Langenfeld" derzeit dabei, die Frühe Öffentlichkeitsbeteiligung vorzubereiten. Dazu wird eine Umweltverträglichkeitsstudie durchgeführt, die im Herbst abgeschlossen werden soll. Ein Termin zur frühen Öffentlichkeitsbeteiligung erfolgt voraussichtlich Ende 2020. Der genaue Verlauf der Radschnellweg-Trasse soll dann 2021 feststehen. Unter Federführung der Stadt Düsseldorf wird zudem eine Vereinbarung mit den Städten Neuss, Düsseldorf und Langenfeld aufgestellt. Diese ist Basis für eine europaweite Ausschreibung der Entwurfsunterlagen. Das Baurecht wird über Bebauungspläne der einzelnen Kommunen erlangt und der Bau durch die Städte durchgeführt.

Über die Grenzen

Grenzüberschreitend wird derzeit durch die Straßen.NRW-Regionalniederlassung Ville-Eifel geplant. Der RS4 - der Radschnellweg Euregio von Aachen nach Herzogenrath, soll an die auf niederländischer Seite geplante Snelfietsroute Richtung Kerkrade angebunden werden. Der RS4 wird eine Länge von ca. 14,3 Kilometern haben, davon liegen 2,7 Kilometer in der Zuständigkeit der Stadt Aachen und 11,6 Kilometer in der Zuständigkeit von Straßen.NRW. Eine Projektgruppe aus der StädteRegion Aachen sowie den Städten Aachen und Herzogenrath führt die Planung auf Grundlage einer Verwaltungsvereinbarung in den Abschnitten der Zuständigkeit des Landes NRW durch. Straßen.NRW begleitet die Planung eng.

Auch hier werden die Unterlagen für die Linienfindung vorbereitet. Im Rahmen der  Umweltverträglichkeitsstudie (UVS) muss eine Artenschutzprüfung durchgeführt werden und die bei Naturschutzthemen betroffenen Träger öffentlicher Belange (Höhere und Untere Naturschutzbehörde, anerkannte Umweltverbände, Biostation) werden beteiligt.

Parallel beauftragt Straßen.NRW im Juni dieses Jahres die Erstellung des technischen Vorentwurfs in den Abschnitten, die schon heute von der Linienfindung als gesichert anzusehen sind. "Hier sieht man das Bemühen, auch in Teilabschnitten schneller voranzukommen", ist Dr. Kaiser sicher, dass es bis zur Freigabe kompletter Radschnellweg-Routen zwar noch dauert, die Nutzung von Teilabschnitten aber ein wichtiger Aspekt beim Mobilitätswandel sein kann.