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18.1.2015 Besten (geg). Wenn Herbert Isselhorst auf seiner Quetschkommode das „Muss i denn zum Städele hinaus", spielte, wussten die Männer in Besten am Samstagmorgen, es geht weiter und „Korn ist vorn". „Wurstjagen" stand auf dem Programm.

Für alle Nichtschermbecker ist das sicher eine merkwürdige Angelegenheit. Für die Junggesellen in Besten das (Be)wahren einer beliebten Tradition. Eine von vielen natürlich, die hier, wie auch in weiteren Ortsteilen der Gemeinde, sicher nicht aussterben wird. Eben weil es auch eine Aktion der Gemeinschaft ist, auf die sich immer wieder alle freuen.


Schon vor 111 Jahren zogen die Junggesellen im Februar, wenn auf den Höfen nicht soviel Arbeit war, durch die Bauernschaft, kletterten über Hecken und Zäune und überwanden auch tiefste Gräben, um Würste für das traditionelle Essen zu erbetteln.
Manchmal war es dann so, dass bei dieser fröhlichen Wurstjagd, oder auch beim anschließenden Fest ein zartes Band der Liebe geknüpft wurde.
Die Tradition in Besten unterscheidet sich allerdings etwas von der in den anderen Ortsteilen. Denn in Besten werden auch die Frauen verwöhnt. Diese haben im Junggesellenverein bekanntlich nichts zu sagen, dürfen aber die Kartoffeln fürs Fest schälen und am Festabend das Essen auftragen. Dafür gibt's dann am Sonntag das „Mädchen holen".
Per Los werden die Jungs und Mädchen zusammengeführt, wobei die teilnehmenden Mädchen bis zum Moment in dem es an der Haustür klingelt nicht wissen, wer davorsteht. Und: Manchmal sind es auch zwei Damen, die einer der Jungs ausführen muss, denn in Besten gibt es derzeit circa 30 unverheiratete Frauen und 19 unverheiratete Männer im Verein. Nach Kaffee und Kuchen, werden die Mädels dann von dem entsprechenden Herr(e) am Abend zum Essen ausgeführt.


Pünktlich um sieben Uhr trafen sich die Männer am Samstagmorgen, um in zwei Gruppen loszumarschieren. Das „Sonderkommando" ausstaffiert mit Warnwesten weil sie auch Hauptstraßen passierten, besucht dabei die Höfe und Häuser an der Ortsgrenze, die anderen machten den Rest.
Die Schnapszahl des Bestehens war für den Bestener Junggesellenverein Anlass auch die Veteranen, sprich die verheirateten Männer einzuladen. Und die machten gern mit. 36 verheiratete Männer trafen so auf 19 unverheiratete Männer. Dabei auch drei Neulinge die aber, weil sie erst 16 Jahre alt sind, noch Welpenschutz besitzen, wie Rico Isselhorst erklärte.


Will heißen: die Neulinge dürfen höchstens mal am guten Böckenhoffschen Korn riechen. Denn: "Schnaps wird bei uns erst an Leute ab 18 Jahren ausgeschenkt". Das nehmen sie sehr ernst, wurde versichert. Und auch auf die etwas älteren Herren wurde Rücksicht genommen. „Weil das sehr anstrengend ist, feiern wir unser Fest erst am Samstag", erklärte Rico Isselhorst.
Am Mittag sahen die etwas älteren Herrschaften aber noch ganz fit und fröhlich aus. „Wir können das noch ganz gut, nur als wir früher gingen, waren unsere Haare noch nicht so grau", bemerkte ein Teilnehmer grinsend. Und darauf einen Korn: „Prost".
Sogar ein Raesfelder Veteran war bei der Tour dabei. Dirk Telöken 35 Jahre, ein Bestener Jung der eine Raesfelderin heiratete. Kennengelernt haben sie sich aber nicht durchs Wurstjagen, sondern durch die Arbeit, erzählt er. „Das ist eine gute Gelegenheit die Jungs mal alle wiederzusehen und das Gemeinschaftsgefühl zu erleben", sagte er. Dem schließt sich der 51jährige Bernd Josten gerne an, der gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder Hans dabei war. Hans Josten lief beim „Sonderkommando" mit. „Ich treffe hier schon den ganzen Tag Leute, die ich Jahre nicht gesehen habe", freut sich Bernd Josten, dessen 16jähriger Sohn Tim in diesem Jahr das erste Mal dabei ist.


Für die 93jährige Ida Hemmert war das Wurstjagen in diesem Jahr auch ein besonderes Erlebnis. „Was seid ihr viele dies Jahr", bemerkte sie mitten in ihrer kleinen Küche stehend und strahlend. Bei vielen Jungs kannte sie den Vornamen nicht, aber sie erkannte sie am Gesicht, und auch umgekehrt wie ihre Kommentare zeigten. Und man glaubt es kaum. „Handzahm" wurden die Mannen beim Besuch der alten Dame plötzlich. Alle gingen nacheinander und wohl gesittet an ihr vorbei, beigten sich zu der kleinen Dame nieder, begrüßten sie mit Handschlag und schenkten ihr ein Lächeln und einige nette Worte. Dafür gab's von ihr natürlich auch Würste, auf den Schnaps aber verzichtete sie gern. Einige Türen weiter wurde die Truppe ebenfalls schon von einer Seniorin erwartet.
Wussten Sie lieber Leser, dass es Dunkelbesten und Hellbesten gibt? Also Dunkelbesten ist am Ende des Kuhweges. Und warum? „Wie es hier nur zwei Straßenlaternen gibt", wurde lachend erzählt. Im Hellbesten- der eigentlichen Siedlung. gebe es eben mehrere. Und beim Laufen wurde auch auf die schlechten Verhältnisse der Wirtschaftswege hingewiesen „Wir sind eben hier nicht so wichtig", wurde gefrotzelt.


In Dunkelbesten findet auf jeden Fall immer das Mittagessen statt. Seit Jahrzehnten wird der Tisch von Margit Engelmann für die Jäger einladend gedeckt. Das Feuer im Kamin prasselte, der Kaffee duftete, genauso wie die gebratenen Würste und das köstliche Rührei. Knapp eine Stunde dauerte die Pause, bei der die Männer von der Hausherrin liebevoll umsorgt wurden.
Und dann hörte man es auch schon wieder: „Muss i denn zum Städele hinaus". Beim nächsten Hof standen die Bewohner schon parat, eine Feuerstelle spendete wohlige Wärme und die WurstJäger klaren Korn, denn es war knackig kalt draußen.

Fotos:
http://schermbeck-grenzenlos.de/index.php/fotogalerien/wurstjagen-besten-fotos-gaby-eggert

Das Sonderkommando

 

 

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