Mit dem Ballon den Horizont immer wieder neu entdecken

7.11.2018 Dämmerwald (geg). In einem Korb hoch oben in der Luft dem Himmel entgegen fahren, das ist für Ballonfahrer Hermann Nienhaus aus Dämmerwald schon so etwas wie Routine.

Und trotzdem genießt er jede Fahrt aufs Neue. Denn: “Jede Fahrt ist anders“, sagt er. Kürzlich absolvierte er seine 2.500 Fahrt im Heißluftballon. Schon als Kind habe er ein Faible für alles gehabt was sich in der Luft bewegte. Segelflieger wollte er als Jugendlicher werden. Als aber ein Gasballon in den 80er Jahren zufällig in der Nähe des Hofes landete war er infiziert, Im Jahr 1987 unternahm er seine erste Ausbildungsfahrt, die Prüfung bestand er natürlich. Damit stand dem Abenteuer Ballon fahren nichts mehr im Wege.
Durch steigende Nachfragen entschloss sich Hermann Nienhaus im Jahr 1991 sein Hobby zum Beruf zu machen und Ballonfahrten offiziell anzubieten. Mit Erfolg.
Stimmt das Wetter, treffen sich die Teilnehmer mit dem Veranstalter auf dem Hof an der Marienthaler Straße in Dämmerwald und fahren gemeinsam zum Startplatz. Denn diesen bestimmt Nienhaus nach der Windrichtung.


Bei seiner Jubiläumsfahrt fuhren die Passagiere, Verfolger Gerd Lammers und Pilot Hermann Nienhaus bis nach Rhede Büngern. Dort wo nichts mehr war außer Landschaft, Wald und eine große Wiese sollte der Ballon mit seinen Gästen in die Luft steigen. Bei einem Start am Hof wäre der Ballon Richtung Ruhrgebiet gefahren. „Das versuche ich zu vermeiden“, so Nienhaus.
Doch bevor alle zusammen in die Luft „gehen“ konnten, hieß es aufbauen. Für Alle. Auch die sechs Gäste, die an diesem Tag aus Mülheim und Rhede kamen, mussten mit ran und anfassen.


Ausladen aus dem Hänger und die riesige Ballonhülle entfalten, so die Aufgabe. Anschließend wurde die Hülle über Ventilatoren mit Kaltluft gefüllt. Schließlich erfolgte das Aufheizen durch den Brenner, dadurch richtete sich der Ballon langsam auf. Bereits dieser Part ist für die meisten Teilnehmer jeweils ein besonderes Erlebnis.
Eine knappe Stunde dauert dieser Vorgang einschließlich der
Fallübungen- beziehungsweise das Aussteigen aus dem Korb, welches ebenfalls trainiert wird.

 

Dann noch mal schnell in die Büsche zum Pipi machen und der Ballon konnte starten.
Mit geübtem Blick verteilte Nienhaus die Plätze im Korb. „Das Gewicht muss gleichmäßig verteilt sein“, erklärte er. Seinen trainierten Blick benötigt er auch für die Beobachtung der Wetterlage. „Das muss man können, denn eine Fehleinschätzung ist eigentlich das größte Risiko beim Ballon fahren“, sagt Nienhaus. Eine Beziehung zu Wetterverhältnissen ist auch in seinem Beruf als Landwirt gefragt, also können sich die Passagiere bei ihm wohl sicher fühlen.


Dann war der Moment gekommen. Langsam stieg das Gefährt hoch und entschwand schließlich den Blicken der Zaungäste, die das Unterfangen fasziniert beobachteten. Gerd Lammers, der an diesem Tag seine 732. Verfolgung fuhr, räumte das übrig gebliebene Equipment ein und machte sich auf den Weg, den Ballon aufzuspüren.
Welche Strecke dieser zurückgelegt wird, hängt von der Stärke und Richtung der Winde ab. 90 Minuten genießen Pilot und Passagiere gemeinsam das eindrucksvolle Erlebnis. Die Juniläumsfahrt endete in der Nähe der Gaststätte „Zum Fuchsbau“ in Dämmerwald. Zu den Nienhaus Ballonfahrten gehört am Schluss der Fahrt, die Aufnahme in den ‚Ballonadelsstand‘ mit begleitender (Sekt)Taufe. Dieser Brauch hat einen historischen Ursprung, denn in der Zeit der ersten Ballonfahrten war dieses Erlebnis nur dem Adel vorbehalten. Der französische König Ludwig XVI. hatte ein entsprechendes Gesetz erlassen.


Zum Adelsstand gehört natürlich auch ein passender Name. Hier ist dann die Kreativität von Hermann Nienhaus gefragt, mit der er tolle Namensschöpfungen erfindet. Meist bedient er sich der Gegend die überflogen wird, oder eines markanten Ausspruchs die der Passagier in der Luft von sich gab.
Zu Nienhaus spektakulärsten Fahrten gehörten wohl die Fahrten in Neuseeland oder die Alpenüberquerungen die er unternommen hat, berichtete er.
Nicht weniger begeistert von dem Unterfangen ist Gerd Lammers der die Tätigkeit des Verfolgers äußerst spannend findet, denn „Man weiß ja nie wo man landet und welche Strecken man fahren muss“, berichtete er. Zwar habe er Funkkontakt zum Piloten, doch es komme auch schon mal vor, dass so eine Wiese auf der der Ballon dann landet, nicht so einfach zu erreichen sei.

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