Schützen auf der Strafbank

Text und Fotos: Gundis Jansen-Gartz
17.7.2018 Königreich am Mühlenteich. Das Bataillons-Strafgericht tagte wieder einmal am Mühlenteich – Qualitätskilianer müssen ihr Wissen beweisen


Nach drei intensiven Tagen Kilian in Schermbeck war der Montag der Tag der Abrechnung – die Schützengilde Schermbeck 1602 e.V. ließ es sich nicht nehmen, ihre Schützen, Jungschützen, Reservisten und Mitglieder vor der Öffentlichkeit zur Rechenschaft zu ziehen. Ob „Vergehen“ während des Festes oder „einfach nur mal so“ – was sein muss, muss sein! Auch das neue Königspaar Christian Hötting und Christiane Paus wollten sich dieses Schauspiel nicht nehmen lassen.


In diesem Jahr lautete das Thema „Der Qualititätskilianer!“ Wolfgang Lensing, Reservist und in diesem Jahr an Höttis Stelle Moderator, verteilte zunächst Pappschilder mit dem Aufdruck „DSGV“, die es zu tragen galt, wenn „Ihr nicht in kompromittierenden oder peinlichen Situationen gefilmt werden wollt!“ – genutzt hat es nichts, wie anhand der Fotos hier zu erkennen ist.


Kommen wir zu den Fundsachen: Wie in jedem Schützenfestjahr bleibt das eine oder andere Fundstück im Zelt liegen. Ein kleines Zubehör zum Instrument konnte eindeutig Philip Nuyken zugeordnet werden, der jedoch nicht anwesend war, so dass Papa auslösen musste – eine großzügige Spende an die Kinderbelustigung sollte drinsitzen. Der Verdienstorden für 25-aktive Dienstjahre in der Schützengilde stand ebenso als Fundstück im Raum. Keiner wollte es so recht zugeben, dass das edle Schmuckstück ihm gehörte – nach dem Ausschlussverfahren konnte Bernd Holtmann als Besitzer ermittelt werden, der denn auch mit einer Spende „Ein Euro je cm Körpergröße“ dabei war.
Und dann kamen die Reservisten dran und weil der Chef von ihnen am Vortag meinte, den Vogel abschießen zu müssen, konnte er die Moderation nicht übernehmen und Wolfgang Lensing übernahm. Er erklärte die ISO 1602 Qualitätskilianer: Weil Präsident Hötti gerne mal sagt „Locke, du bist ein richtiger Qualitätskilianer“ fühlen sich viele Schützen herabgesetzt.


Das hat zur Folge, dass sie allerlei Schabernack treiben, um die Aufmerksamkeit und das Lob von Hötti zu erlangen. „In der Pädagogik heißt das dann ‚Aufmerksamkeit durch Fehlverhalten erlangen‘!“, erklärte Wolfgang Lensing großspurig. Um dieses Fehlverhalten zu korrigieren, musste ein Prüfkomitee gewählt werden, das aus Lars Niesen, Michael Redeker und Pascal Lubenau bestand. Ihren Augen entging nichts und so konnten die Prüflinge sich auch nicht mit weiterem Schabernack durchmogeln. Jedoch beschworen die drei Prüfer, dass sie ihr Amt möglichst parteiisch und Augen-zudrückend ausüben werden. Zunächst kamen die Jungschützen dran: Da sie am Sonntagmorgen erneut ohne Fahne zum Treffpunkt erschienen sind, mussten sie einen Korn trinken und mit dem Kopf auf der Lehne zehnmal um einen Stuhl kreisen, um dann innerhalb von zehn Minuten die Fahne zu organisieren.


In der Zwischenzeit hieß es, die Hitzebeständigkeit der Mühlenteich-Mädels, die ja ständig frieren, zu prüfen. Bei gefühlten 45 Grad im Zelt mussten sie sich zur Musik bewegen – links, rechts, Arme hoch, Beine hoch und wieder und wieder. Sie kamen so endich mal ins Schwitzen und das reichte für ein Autogramm der Königin und einen Stempel des Königs!


In der Zwischenzeit kamen die Jungs in nur neun Minuten mit der Fahne zurück! Bestanden!
Und wie heißt es doch so schön: „Wer die Klappe zu weit aufreißt…“ Genau das bekam der neue Offizier Jonas Russow zu spüren. Sein Ausspruch zu den Jungschützen: „Ich bin jetzt Offizier, ich kann euch alle bestrafen!“, bedeutet für ihn, seine Kältebeständigkeit zu prüfen. Die Jungs durften ihm allerlei Eiswürfel in die Taschen, auf den Kopf, ins Hemd und in die Socken stopfen. Zuletzt gab es noch eine kalte Dusche. So schnell wird Jonas den Mund nicht mehr zu voll nehmen…


Es kam die Dichtigkeitsprüfung: Wieviel Wasser kann ein verschwitzter Kilianer wohl trinken, bevor er zur eigenen Keramik muss? Die Anspielung lag darin, dass sie einige lieber aus dem Zug ausscheren, um die Badezimmerkacheln der Anwohner zu begutachten. Also hieß es für Bernd Holtmann und Linus Fiehn, Wasser exen.

Gar nicht so einfach, wie gedacht, aber Bernd Holtmann wusste sich zu helfen und verspritzte das kühle Nass lieber unter den Zuhörenden. Bei der Abriebfestigkeit galt es, knallroten kussechten Lippenstiftküsse großzügig zu verteilen… die Herren Mark und Flo Anschütz sowie Thomas Wittwer sollten selbst zusehen, wie sie das wieder abkriegen. Hintergrund: Wer im Zapfenstreich – im Stillgestanden! – meint, sich küssen zu müssen und dabei mit Lippenstift kleckert, muss bestraft werden.
Ob sie es jemals lernen?...