Edith Packebusch aus Gahlen feiert heute den 100. Geburtstag
10.1.2025 Gahlen (geg). Im Jahr 1925 wurden Tana Schanzara und Hildegard Knef geboren. Und auch Edith Packebusch erblickte in diesem Jahr, genau heute vor 100 Jahren, das Licht der Welt. Sie selbst kann es kaum glauben und sagt entschieden: „Nein, ich bin nicht 100, ich bin 99 Jahre alt.“
Geboren wurde die Jubilarin in Ellingen bei Stendal. Hier fühlt sie sich verwurzelt. Immernoch, auch wenn die gelernte Kindergärtnerin 1956 mit ihren drei Kindern nach Mülheim auswanderte. Ihr Mann war schon einige Zeit vorher geflohen. Das war geplant, aber den Behörden wurde gesagt: „Mein Mann ist abgehauen, er hat mich verlassen“.
Grund für die Flucht waren die schwierigen Ausbildungsmöglichkeiten für die Kinder: Edith Packebusch, die mit ihrem Mann einen landwirtschaftlichen Betrieb bewirtschaftete, erzählt, dass die Kinder in der Landwirtschaft hätten bleiben müssen. Ein weiterer Grund: „Wir wurden nur schikaniert, das war unerträglich“, erinnert sich die Hundertjährige. Immer habe man damals mit einem Bein im Gefängnis gestanden. Schweren Herzens begann die Familie, sich in Mülheim eine neue Zukunft aufzubauen, aber: „Meine Mutter hat bis zur Grenzöffnung die Verwandten und Freunde in der Heimat mit allem Notwendigen versorgt“, erinnert sich Tochter Vera Lachmann.
„Glücklich ist, wer vergisst, was nicht mehr zu ändern ist“, diesen Spruch sagt Edith Packebusch gerne und hat ihn für sich und ihr Leben verinnerlicht. Überhaupt zitiert sie gerne den einen oder anderen Vers. Eine Leidenschaft, die die sympathische Seniorin über die Jahre nicht verloren hat. Bekannt sei sie auch für ihre flotten Sprüche, die sie manchmal loslasse, berichtet ihre Tochter.
Nach der Trennung von ihrem Mann nahm Edith Packebusch im Alter von 46 Jahren eine Stelle als Museumsführerin im Mülheimer Heimatmuseum Tersteegen an. Bis zu ihrer Pensionierung übte sie diese Tätigkeit mit Leidenschaft aus und erinnert sich dankbar an die vielen Kinder, denen sie etwas erzählen durfte und an die besonderen Begegnungen, die diese Tätigkeit mit sich brachte.
Als sie 2018 erkrankte, musste sich das Geburtstagskind erneut mit dem Gedanken auseinandersetzen, ihr Zuhause zu verlassen. Sie konnte nicht mehr alleine leben und zog zu ihrer Tochter nach Gahlen. Dort fühlt sie sich wohl. Auch weil sie ihrer Leidenschaft, der Gartenarbeit, nachgehen kann. Außerdem hilft sie im Haushalt, wo sie kann. Die Tagesschau im Fernsehen sieht sie noch regelmäßig, weil sie sich für das Weltgeschehen interessiert.
Was sie sich wünscht: „Ich wünsche mir Ruhe und Frieden, ich habe alles, was ich brauche, mir geht es gut“.