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Die Kreidler Florett war in den 70er Jahren der Weg in die große Freiheit

Von Gaby Eggert
16.8.2020 Schermbeck/Dorsten. Das Knattern der Mopeds ist unverkennbar, der Benzingeruch beim Vorbeifahren ebenfalls.

Es zeigt: Es gibt sie immer noch- die Fans der Mopeds von damals. Etwa tausend Liebhaber der alten Schätzchen aus Europa und Übersee haben sich in einer Interessengemeinschaft der „Kreidler und Moped IG Schermbeck“ mit der Zentrale bei Dirk Wilke am Emmelkämper Weg in Dorsten direkt am Ortstrand zu Schermbeck, zusammengeschlossen. Fahrzeuge vieler Traditionsmarken sind in deren Besitz. Ausfahrten finden im Grenzraum zwischen Rheinland, Westfalen, dem Ruhrgebiet, sowie in die Niederlande statt.
Der Unterschied zwischen Deutschland und den Niederlanden: „Hier reagieren die meisten Menschen mit Begeisterung wenn sie das Gefährt sehen“, berichtet Dirk Wilke, der Sprecher der IG, und Patrick Janssen aus Sheerenberg ergänzt lachend „Bei uns in Holland halten sich die Menschen die Nase zu“.
Natürlich sind gemeinsame Treffen aller Hobbyisten aufgrund der räumlichen Trennung nicht machbar. Kleinere Treffen und Ausfahrten finden eher regional statt. Aber: Übers Internet und Telefon tauschen sich die Mitglieder aus, helfen sich bei der Beschaffung von Ersatzteilen, bei der Restaurierung oder der Beschaffung von Datenblättern. Wie wichtig das ist, zeige sich immer wieder „Es sind leider viel Betrüger unterwegs“, berichtet Burkhard Schütt aus Dorsten.
Im Jahr 1983 wurde die IG von Dirk Wilke ins Leben gerufen. „Das war zu einer Zeit, als die Fahrzeuge mit 50 Kubikzentimetern, vor allen die zulassungspflichtigen Kleinkrafträder, keine große Beliebtheit mehr hatten“, so Wilke.


Für Halbwüchsige war die Kreidler in den 70er Jahren die große Freiheit auf zwei Rädern mit lautem Zweitakttriebwerk, 6PS und einer maximalen Geschwindigkeit von 85km/h. Unfrisiert versteht sich.
Viele, meistens Jungs, haben sich ihr Moped selbst zusammen gespart, wussten die Herren noch aus der Erinnerung. Dirk Wilke berichtete, dass die Kreidler mehr und mehr von der Bildfläche verschwand, weil die Versicherungsprämien so teuer wurden. Denn die Kundschaft war jung und fuhr wild – die Statistik besage, dass von drei Kleinkraftradpiloten einer pro Jahr in einen Unfall verwickelt war. Also stiegen die Prämien für die Jungs ins unbezahlbare und die Kreidler Florett verschwand von der Bildfläche, der Hersteller ging insolvent.
Waren die Mopeds in den 90er Jahren manchmal für einen Kasten Bier zu haben, bezahlt man heute ein wenig mehr. Und wenn dann das Schrauben losgeht, kommt schon ein Sümmchen zusammen. Carsten Weidner erzählt, dass er sein Maschinchen für 1.800 Euro gekauft habe. Dann kaufte er hier ein Schräubchen, für das auch schon mal 18 Euro ausgegeben wurde, und dort viele neue Ersatzteile. Er hat Buch geführt über jedes Teil „Bis heute habe ich 5.500 Euro in das Moped gesteckt“, sagt er. Erwähnen muss man auch, dass die meisten Mopedbesitzer mehrere Maschinen haben.
Menschen die damit nicht groß geworden sind, können das nicht nachvollziehen, haben die Jungs erfahren. Deutlich entschleunigt knattern sie bei ihren Ausfahrten durch die Landschaft. Der eine oder andere auch mal über die Autobahn, um ein Ziel zu erreichen. „Ich guck dann aber immer mal wieder nach hinten, weil ich unsicher bin oder die die hinter mir fahren realisieren, das ich nicht so schnell bin“, grinst Jürgen Kuhnen.


Seit dem Jahr 2013 treffen sich die Oldtimerfreunde die Markenunabhängig agieren, am Ramirez. Von dort geht es dann einmal im Jahr zum Beispiel zur sogenannten Frittjesfahrt nach Nordholland. Die Mopeds werden allerdings dorthin transportiert. Christoph Große-Homann aus Schermbeck wird eine dieser Fahrten sicher nicht vergessen. „Ich hab unterwegs meinen Schlüssel verloren, das stellte ich allerdings erst am Ziel fest“, berichtete er. Seine Kreidler wurde als kurzgeschlossen, damit er an der Ausfahrt teilnehmen konnte. Nur das Licht funktionierte nicht, also wurde er in der Dunkelheit einfach in die Mitte genommen.
Marcel Weber aus Gennep in Südholland ist der Kreidlerdoktor unter den Liebhabern. Mindestens 50 Motoren habe er im Laufe der Jahre schon auseinandergenommen und zusammengesetzt. Er ist in der Gemeinschaft dafür bekannt eigentlich immer weiterzuwissen, wenn nichts mehr geht. Das weiß besonders auch Jürgen Kuhnen, Besitzer von fünf Maschinen, zu schätzen. „Ich bin jetzt nicht unbedingt der Schrauber“, gesteht er.
Bei der Frage worin denn der Reiz des Mopeds liegt, fangen die Augen der am Gespräch teilnehmenden Herren gleich an zu strahlen und Enthusiasmus kommt auf. „Die neuen und größeren Maschinen haben keine Seele“, heißt es und dass das Fahrgefühl nach jedem Start anders sei, und vor allem: „Die zickt noch rum“. Die Männer erzählen davon, mitunter auf dem Bauch auf der Maschine zu liegen, um noch einen Kilometer mehr an Geschwindigkeit aus dem Motor herauszuholen. Sie erzählen von begeisterten Reaktionen der Teilnehmer am Straßenverkehr wenn sie an der Ampel stehen, von Erzählungen die ihnen von Passanten beim Betrachten der Maschinen zugetragen werden, und, und und. Und, dass so ein Moped auch Einfluss auf das Körpergewicht nehme. Carsten Weidner lacht als er erzählt,: „Die hat nur knapp 7 PS, da geht nix, wenn du ein Schwergewicht bist“. Deswegen habe man in Jugendzeiten auch auf das Gewicht einer möglichen Freundin gucken müssen, fügt jemand aus dem Kreis scherzend an.

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