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Eine Seniorin sagt: "Ich falle durchs Raster"

17.3.2021 Schermbeck (geg). Das Impfzentrum in Wesel arbeitet derzeit auf Hochtouren und versorgt über 80-jährige Menschen mit dem gewünschten Piks.
Doch wie Menschen die nicht im Heim leben, keine Angehörigen haben und nicht pflegebedürftig im Sinne eines Pflegegrades sind, zu dem Impfzentrum kommen ist deren eigene Angelegenheit. Frau- ich nenne sie mal Meier, weil sie nicht genannt werden möchte, ist so ein Fall. Die taffe Dame ist 84 Jahre, geistig fit nur mit dem Gehen hapert es etwas, da sie unter Schwindel leidet.
„Ich falle hier durchs Raster“, sagt sie. Sie meint dass das Land, der Kreis und die Kommune Möglichkeiten schaffen müssten, um den Menschen einen unkomplizierten Transport zu ermöglichen. Anspruchsvoll sei sie nicht und sie würde sich auch durchaus selbst in die Verantwortung nehmen, wie Bürgermeister Mike Rexforth es in einer Ausschusssitzung gefordert habe. Aber das Taxi kostet pro Fahrt zum Impfzentrum um die 50 Euro. Aber die Rückfahrt ist ja ebenfalls eine Fahrt für die nochmal 50 Euro berappt werden müssen. Also müsse sie 100 Euro auf den Tisch legen und das zum zweiten Impftermin nochmal. „Das ist sehr viel Geld für mich, deswegen habe ich versucht mit meiner Nachbarin eine Fahrgemeinschaft zu bilden, damit wir uns die Kosten teilen“, berichtet sie. Aber das sei an der Terminvergabe des Impfzentrums gescheitert.
Hilfe suchte sie in einem Telefonat mit dem allgemeinen Vertreter des Bürgermeisters, dieser hätte ihr im Laufe des Gespräches gesagt, sie müsse selbst wissen, ob die Impfung das Geld wert wäre.
Frau Meier fährt auch gerne mit dem Bus: „Das bin ich gewohnt“, versichert sie. Ihr sei es wichtig unabhängig unterwegs zu sein. Der Bus nach Wesel fahre allerdings nur alle zwei Stunden. Sie hat nun am 7.4. um 16.52 Uhr den Termin. Um pünktlich am Impfzentrum zu sein, muss sie den Bus um 14.44 Uhr nehmen. Die Wartezeit bis zu ihrem Termin kann sie im Zelt am Impfzentrum überbrücken. Wenn alles gut klappt könnte sie um 18.04 Uhr vom Bahnhof aus wieder zurück, wenn es wegen Wartezeiten ungünstig läuft, fährt der nächste Bus um 20 Uhr. Für ihre Nachbarin sieht es genauso aus, diese hat am gleichen Tag, allerdings nur eine Stunde später den Termin. Ein weiteres Problem für Frau Meier: „Ich wohne erst seit zwei Jahren hier und kenne niemanden, den ich fragen könnte, ob er/sie mich fährt“.

Blick über die Gemeindegrenze:
In Raesfeld werden Fahrten für Menschen mit diesen Problemen von der Bürgerstiftung finanziert. In Heiden sind 50 Freiwillige dem Aufruf des Bürgermeisters gefolgt, in solchen Fällen als ehrenamtlicher Fahrer/in zum Impfzentrum zu fungieren.