ANZEIGE:
Auf Geschenke müssen Sie nicht bis Weihnachten warten


ANZEIGE:
Wenn aus Reiseträumen Traumreisen werden!

ANZEIGE
Neuwertige Eigentumswohnung in Toplage von Schermbeck

ANZEIGE
Neue digitale Spendenplattform der Nispa

 

Bild: RVR Schrägluftbild: 2020_RVR_052_188_119002408

Die Schermbecker Mühlenteiche - Eine Idylle aus Menschenhand

Von Rainer Gardemann
20.3.2021 Schermbeck. In jeder Jahreszeit und bei -fast- jedem Wetter herrscht rund um die Mühlenteiche reges Treiben von Spaziergängern und Radfahrern.

Die Idylle, die Natur und die Ruhe direkt im Ortskern, dazu die Burg und die beiden Mühlen alles trägt zum Wohlbefinden bei.
Die verschiedenen Stimmungen an den Teichen, sei es Nebelverhangen, mit den ersten Schneeglöckchen, Krokussen und Narzissen im Frühjahr, im sommerlichen Grün, farbenfroh im Herbst lassen uns die Natur erleben. Nach den starken Frösten in diesem Jahr dienten die Teiche endlich auch wieder als Eislaufstadion.



Die Mühlenteiche waren ja schon immer da, so könnte man meinen und das stimmt aus unserer Sicht ja auch. Für die heutigen Spaziergänger hat sich seit Ewigkeiten nichts verändert. Dabei wurden die Mühlenteiche von unseren Vorfahren geschaffen und immer wieder verändert. In der Gestaltung und in ihrem Zweck.

Um 1300 hatten die Grafen von Kleve rund um das heutige Schermbeck so viele Rechte und Eigentümer angesammelt, dass diese wirksam verwaltet und verteidigt werden mussten. Weiter ging es nicht mehr. Die beiden mächtigen Nachbarn, der Erzbischof und Kurfürst von Köln im Vest und der Fürstbischof von Münster standen einer weiteren territorialen Entwicklung im Weg.
Das war die Entstehungszeit der Schermbecker Burg, die 1319 erstmalig urkundlich erwähnt wurde. Nicht als Wohnburg für eine ritterliche Familie erstellt, sondern als Landesburg zur Verwaltung durch einen Drosten und der Rechtsprechung durch einen Richter, die dort ihren Amtssitz hatten. Zum Schutz wurde ein breiter Wassergraben angelegt, der die Burg auf allen Seiten schützte. Dazu wurde in der sumpfigen Niederung des Scherenbaches (heute Schermbecker Mühlenbach) die Flächen wohl per Hand ausgehoben, ein Knochenjob.

Ob es bereits einen Vorgängerbau gab, ist eine noch unbeantwortete Frage. Bis etwa 1808 war eine Insel „Der Poll“ mit Turm mitten im Wassergraben eingezeichnet. Vielleicht die Reste einer Motte wie am Borgskamp? Der Hügel und die Steine des Turmes wurden zum Auffüllen der Burggräfte verwendet.
Später kamen weitere Wassergräben zum Schutz der Stadt Schermbeck dazu, beginnend ab etwa 1366. Diese Wassergräben wurden von Menschenhand ausgegraben und das Wasser gestaut. Das Umfeld der Wasserflächen wurde freigehalten von Baum- und Strauchbewuchs, um ein freies Schussfeld und freie Sicht zu erhalten. Die ständigen Unterhaltungsarbeiten an den Wassergräben, Mauern und Wällen gehörten zu den Aufgaben der Stadtbevölkerung.
Außer zur Verteidigung war das gestaute Wasser auch für den Betrieb der Schermbecker Mühle notwendig. Schließlich mussten alle Bauern im Umkreis, die zum Klever Grafen gehörten, ihr Korn in Schermbeck mahlen lassen. Zusätzlich mussten die Steuern und Abgaben auf der Burg abgegeben werden.


Im Laufe der Jahrhunderte verloren die Befestigungsanlagen aus Wassergraben, Wall und Mauer gegenüber den Kanonen an Bedeutung. Damit änderte sich auch die Nutzung. Weiterhin wurde das Wasser zum Betrieb der (unteren) Mühle genutzt. Die anderen Wasserflächen dienten der Fischzucht. Die Fischzucht wurde z. B. um 1640 für „4 oder 5 Reichstaler“ im Jahr an den Drosten Wilhelm Quad von Wyckradt verpachtet.
Damit verbunden wurden z. B. die Wassergräben teilweise verfüllt und Gärten angelegt, noch heute an der Straße „Hinter der Mauer“ schön zu sehen. Der obere Mühlenteich wurde höhergelegt und das obere Wehr entstand, damit die neue Wassermühle arbeiten konnte. Diese Mühle ist eines der beliebtesten Fotoobjekte und ziert viele Postkarten. Dafür entstanden am Fuß der Burg, die mit den Teichen an private Besitzer verkauft wurde, Wiesenflächen.
Am Ende der Entwicklung blieb der Teich am Rathaus erhalten. Dort wurde die große Teichfläche durch die Halbinsel geteilt und eine Badeanstalt angelegt. Noch heute wird erzählt, dass es dort in den 1920 Jahren eine hölzerne Wasserrutsche gegeben hat. Hoffentlich gut gehobelt.

Trotzdem erfordern die Teiche ständig weiter Unterhaltung. So wurde der Überlauf am Rathaus in den 20er Jahren angelegt, um Überschwemmungen im Ortskern zu verhindern. Die Mühlenteiche wurden in den 1960 Jahren letztmalig entschlammt. Auch die Bäume und das Umfeld müssen regelmäßig geschnitten und gepflegt sowie die Teichufer gesichert werden. Wie in alter Zeit teilen sich die Arbeiten die Familie Prinz als Besitzer von Burg und Teichen und der gemeindliche Bauhof.
Quellen: Heinz Lutter, Helmut Scheffler, Bilder: RVR, Gardemann