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Ludgera und Bernhard Kraß:  Liebesbotschaften in Steno an der Theke

Von Gaby Eggert
5.6.2021 Schermbeck. Am Sonntag, 6.6. begehen Ludgera und Bernhard Kraß das Fest ihrer Diamantenen Hochzeit. Die große Feier zu diesem Tag haben die beiden Coronabedingt abgesagt, als Ersatz haben sie zu einem Dankgottesdienst eingeladen, worauf sich das Paar auch sehr freut. Zu ihrem Festtag wollen sie dann mit den Familien ihrer vier Kinder mit 12 Enkel- und sieben Urenkelkindern einige schöne Stunden im Garten verbringen.
Der 82jährige Jubilar ist als jüngstes von 12 Kindern in Metelen geboren. Nach der Banklehre in Ahaus-Alstätte zog es ihn nach Schermbeck. Er erinnert sich: “Damals konnte man sich die Stellen noch aussuchen“. Kraß wohnte als sogenannter „Kostgänger“ bei einem Schneider und begann seinen Dienst bei der Volksbank- der damaligen Spar und Darlehnskasse. Schon früh bewies er seinen Ehrgeiz, denn schon im Alter von 23 Jahren erhielt er zunächst die kommissarische Leitung der Bank. Vier Jahre später befanden die Verantwortlichen dass er sich bewährt hat, so dass die Leitung der Bank in seine Hände gelegt wurde,
Ludgera Kraß geborene Overkämping (Gaststätte Overkämping) ist 79 Jahre jung und „Vollblutschermbeckerin“ wie sie lachend sagt. Sie hat ihre Ausbildung bei der Amtsverwaltung absolviert.


Kennengelernt hat sich das Paar bei der örtlichen Post. Denn beide hatten den Auftrag frühmorgens für ihren Arbeitgeber dort die Post abzuholen- sie sahen und verliebten sich. Ludgera Kraß musste, da ihr Vater früh verstorben ist, nach der Arbeit Dienst in der Gaststätte tun- so blieb wenig Zeit um sich zu treffen. Ludgera stand also hinter der Theke und Bernhard saß davor. Arbeitsreich sei die Zeit damals gewesen, berichten beide. Aber: „Wenn die Liebe da ist, finden sich auch Plätzchen an denen man sich treffen kann“, erzählt Bernhard Kraß. Und zwischendurch hätten sie sich an der Theke liebevolle Botschaften auf den Bierdeckel geschrieben. In Steno, denn das konnten beide. Das hatte natürlich Bemerkungen weiterer Gäste zur Folge, die sie aber gar nicht beachteten. Nach der Bundeswehrzeit im Jahr 1961 wurde geheiratet. Übrigens wurden auch während dieser Zeit natürlich Nachrichten getauscht. Aber ganz normal in Briefform. „Ich habe seine Liebesbriefe immernoch“, erzählt Ludgera Kraß mit liebevollem Blick auf ihren Bernhard und betont: "Wir waren beide damals sehr romantisch".
Gepasst habe es zwischen ihnen. Mit Toleranz und Respekt füreinander, sowie einer positiven Einstellung zum Leben haben sie Höhen und Tiefen überwunden, berichten sie. Dazu gehörte auch, dass sie gemeinsam jeweilige Entscheidungen des anderen mitgetragen und sich auch gewisse Freiheiten zugestanden haben. Der Bräutigam erläutert: „Wenn ich mit Vereinskollegen, oder nach Sitzungen noch ein Bierchen oder zwei getrunken habe und deswegen erst früh am Morgen heim kam, war das in Ordnung“.

Auf vielfältige Weise hat das Paar das Leben im Ort mitgeprägt. 35 Jahre war Bernhard Kraß Leiter der Volksbank Schermbeck, 10 Jahre war er Bürgermeister und ist auch heute noch stolz darauf, dass er maßgeblich zu der Installierung der Gesamtschule im Ort beigetragen hat, im Vorstand des SV Schermbeck war er lange Jahre und im Vorstand des Verkehrsvereins. Da die Tischtennisabteilung in seinem früheren Heimatort Metelen in einer höheren Klasse spielte, war es fast selbstverständlich, das Bernhard Kraß in Schermbeck eine Abteilung beim SV Schermbeck gründete. Auch heute ist er hier noch aktiv. Der Jubilar war im Pfarrgemeinderat und im Kirchenvorstand, war Mitglied der CDU und auch als Ratsmitglied aktiv, war im Förderverein der Pfadfinder und damit auch mit verantwortlich für die Finanzierung des Pfadfinderhauses, er war Mitglied in der Vollversammlung der IHK Duisburg-Wesel-Kleve und einiges mehr. Bei so vielen ehrenamtlichen und hauptberuflichen Tätigkeiten war er froh seine Ludgera an seiner Seite zu haben, denn diese hielt ihm den Rücken frei, sorgte für die Familie, Haus und Garten. Und trotzdem fand die Jubilarin Möglichkeiten eigene Ehrenämter zu füllen. So leitete sie 16 Jahre lang die KFD, war viele Jahre im Kuratorium des Haus der Familie engagiert. Bis heute betreut sie die Blutspender im Blutspendedienst des DRK.
Die Kiliangilde liegt übrigens beiden am Herzen – wobei Bernhard Kraß nicht den Antrieb hatte Schützenkönig zu werden. Ludgera Kraß aber regierte im Jahr 1970 mit Heinz Verwaayen das Schermbecker Schützenvolk. Beide feiern das Traditionsfest in jedem Jahr an allen Tagen mit.
Viele Urlaube haben sie auf dem Rad verbracht und denken gern an die vielen Orte zurück, die sie gemeinsam erradelt haben. Motorradtouren haben sie auch unternommen.
Bernhard Kraß ließ sich vor 10 Jahren von seinem Schwiegersohn Ralf Sühling dazu motivieren 52km bis nach Kevelaer zu laufen. Und das macht er immernoch. Um sechs Uhr in der Früh läuft er los und zündet aus Dankbarkeit für sein bisheriges Leben nach seiner Ankunft eine Kerze in der Gnadenkapelle an. Ludgera Kraß lacht als sie erzählt, dass sie ihn 10 Stunden später abholt und er immer auf die Minute genau, pünktlich sei
Für die Zukunft wünschen sie sich Gesundheit um noch viele Jahre gemeinsam und aktiv am (Gemeinde)Leben teilnehmen zu können.