Anne, Gerd und Willy - so heißen die Gahlener Jungstörche nun
Von Gaby Eggert
18.6.2021 Gahlen. Vom Kuhweg aus waren, trotz der Entfernung, zwei winzige Köpfe im Storchennest zu erkennen. Mitten im Nest stand ein erwachsener Storch, der aber flugs das Weite suchte, als das Nest Besuch bekam und sich ein Raupensteiger näherte.
Ein in luftiger Höhe kreisender Weißstorch gesellte sich dazu. Aus der Ferne beobachteten beide das Geschehen, liefen zwischen den weidenden Kühen hin und her und klapperten aufgeregt. Denn es war wieder soweit. Die Störchenküken am Kuhweg und am Elsenweg wurden von Michael Jöbges, Arbeitsgemeinschaft Weißstorch NRW, beringt. Vor Ort war auch Niels Ribbrock von der Biologischen Station Recklinghausen. Die Aktion der Beringung mit speziellen Plastikringen auf dem je Storchenküken eine Nummer steht, wiederholen die Vogelschützer in jedem Jahr, um mehr über die Wanderungsbewegungen und Ansiedlungen der Störche zu erfahren.
Beim Blick in die Nester erlebten Markus Walbrodt und Jürgen Höchst vom Heimatverein Gahlen allerdings eine Überraschung. Vermutete man Kuhweg drei Jungtiere, fand man dort nur noch zwei Jungstörche vor, die sich dicht am Boden duckten und sich nicht regten, damit sie vom mutmaßlichen Feind übersehen werden. Am Elsenweg befand sich nur ein „Adebar“, statt der schon einmal gesichteten zweien, im Nest. „Die Jungstörche hatten es in diesem Frühjahr schwer zu überleben, viele haben es einfach nicht geschafft“ erklärte Niels Ribbrock. Es sei einfach zu kalt gewesen.
Um zum Storchenhorst am Elsenweg zu gelangen, musste sich der Raupensteiger, den die Firma Engbers dem Gahlener Heimatverein für die „Storchennesteraktionen“ immer zur Verfügung steht, ein Stückchen durch hohes Gras kämpfen. Der Standort der Horste wurde seinerzeit so gewählt, dass sie nicht so leicht von Zaungästen besucht werden können. „Die Tiere sollen ihre Ruhe haben“ so Höchst. Deshalb haben die Gahlener Naturschützer am Elsenweg und Kuhweg große Insektenhotels aufgestellt. Von dort sind die Tiere gut zu beobachten. In naher Zukunft sollen dort auch Informationstafeln über die Gahlener Störche aufgestellt werden.
Ruhig ist es dort auf den Wiesen am Elsenweg, nur der Kibitz war zu hören und aus der Ferne ein bellender Hund. Der Jungstorch im Nest war zunächst gar nicht zu sehen. Nachdem Michael Jöbges hochgefahren war, versuchte er den Jungstorch mit ruhigen und langsamen Bewegungen zu greifen. Doch dieser war offensichtlich schon kurz davor flügge zu werden, wollte er doch ausreißen.
Aber ganz sanft fasste Jöbges ihn und platzierte ihn in die Mitte des Nestes, legte die Flügel des Tieres an und streifte ihm den Ring über. Klick machte es und die Sache war erledigt. Keine zwei Minuten hat die Prozedur gedauert Danach duckte sich der Jungstorch wieder, so dass er von unten nicht mehr sichtbar war. Alles gut gegangen also.
Beim Heimatverein Gahlen ist es Tradition, dass die neu beringten Jungstörche Namen von verdienten Gahlener Bürgern erhalten. Auf das Geschlecht der Störche wird dabei keine Rücksicht genommen. In diesem Jahr heißen die Tiere also: Anne (Gilhaus), Willy (Erley) und Gerd (Becks).