WSV Schermbeck: Thorsten Sonsmann und Christoph Heyer sicherten sich Weltmeistertitel
8.10.2022 Schermbeck (pd). Thorsten Sonsmann sichert sich mit dem Weltmeistertitel das Triple in seiner Paradedisziplin “100m Retten mit Flossen”, Silbermedaille im “Surfski”
Christoph Heyer Weltmeister in der Disziplin “100m Retten mit Flossen und Gurtretter” und im “Oceanman”
Vom 21.-26.09.2022 war es endlich wieder so weit. Nach drei Jahren ohne größeren internationalen Wettkampf standen die Weltmeisterschaften im Rettungssport in Riccione (Italien) auf dem Programm.
Thorsten Sonsmann (AK45-49), Sportlicher Leiter des WSV Schermbeck, und Christoph Heyer (AK50-54) gehörten mit ihrem Rettungssportteam der DLRG Uetersen wie vor drei Jahren bei den Europameisterschaften, die 2019 ebenfalls in Riccione stattgefunden hatten, zum Favoritenkreis über “100m Retten mit Flossen und Gurtretter”, “100m Retten mit Flossen” (Pool) und im Surfski (Ocean) in ihren jeweiligen Altersklassen. Vervollständigt wurde das in diesem Jahr sehr kleine Team durch Björn Petzold (AK50-54) Surfskispezialist aus Leipzig.
Die Disziplinen
100m Retten mit Flossen und Gurtretter
Der Schwimmer legt zunächst mit Flossen und Gurtretter 50m zurück, um dort eine Puppe, die von einem Helfer gehalten wird, mit dem Gurtretter anzuschnallen und schnellstmöglich 50m zurückzuziehen.
100m Retten mit Flossen
Der Schwimmer schwimmt oder taucht mit Flossen 50m zu einer auf dem Boden des Beckens liegenden Puppe um diese dann über 50m schnellstmöglich zurückzuschleppen.
Surfski
Die Athleten starten auf den ca. 700m langen Kurs mit einem Sprungstart im knietiefen Wasser auf ihre Surfskis (Rettungskajaks) gegen die Brandung, umrunden drei Bojen und paddeln zurück zum Strand ins Ziel.
Die beiden Flossenspezialisten, Heyer und Sonsmann, gingen als amtierende Europameister über “100m Retten mit Flossen” und “100m Retten mit Flossen und Gurtretter” ins Rennen, dabei stellte Thorsten Sonsmann sogar vor drei Jahren den Weltrekord über “100m Retten mit Flossen” in der AK45-49 mit einer Zeit von 0:52,67 min auf.
Trotzdem waren in diesem Jahr die Voraussetzungen alles andere als optimal. Coronabedingte Schließung des Schermbecker Hallenbades, fehlende Vorbereitungswettkämpfe, keine Trainingsmöglichkeiten auf einer 50m Bahn und zudem noch ein längerer Trainingsausfall von Thorsten Sonsmann durch eine Schulteroperation im Februar dieses Jahres, erschwerten eine kontinuierliche Vorbereitung. Trotz allem stimmten die Trainingszeiten die beiden positiv, denn ab Mai dieses Jahres lief alles wieder störungsfreier. Dreimal in der Woche trafen sich die beiden WSV Schwimmer zum gemeinsamen Training im Schermbecker Hallenbad, um an ihrer Kraft, Ausdauer und Schnelligkeit, aber auch an der Feinabstimmung der Puppenaufnahmen und Tauchstrecken zu arbeiten. Das Training wurde durch Surfskitraining auf dem Wesel-Dattel-Kanal und spezielles Krafttraining ergänzt. In den ersten Tagen vor Ort in Riccione trainierten die zwei nochmal im Wettkampfbecken und arbeiteten an der Feinabstimmung.
Dann war es so weit. Beide Athleten fühlten sich gut vorbereitet und die Vorwettkampfnervosität stimmte auch. Am ersten Wettkampftag stand die erste Pooldisziplin “100m Retten mit Flossen und Gurtretter” an. Thorsten Sonsmann wurde mit einer guten Zeit (1:02,08) Dritter und ein guter Einstieg in den Wettkampf schien gemacht. Doch kurz darauf erfolgte die Ernüchterung. Wegen eines Formfehlers bei der Aufnahme wurde er disqualifiziert.
Nicht einmal 5 Minuten später war Christoph an der Reihe. Er hatte ein besonders schweres Rennen vor sich, da sich die direkte Konkurrenz aus den Niederlanden deutlich schlechter gemeldet hatte und somit kein direkter Vergleich möglich war. Christoph schwamm einsam gegen die vorgelegte Bestzeit. Doch Christoph behielt die Nerven und konnte seine Topform bestätigen, um als Weltmeister (AK50-54) in einer Zeit von 1:03,95 anzuschlagen.
Am nächsten Morgen mussten die beiden Trainingspartner und Freunde in ihrer Paradedisziplin “100m Retten mit Flossen” an den Start. Diesmal lief es für Christoph nicht so wie gewünscht, denn nach einer guten Tauchstrecke und Aufnahme lag die Puppe auf dem Rückweg nicht optimal und musste sogar kurz vor dem Ziel nochmal den Griff wechseln. Trotzdem “rettete” er einen guten zweiten Platz blieb aber mit seiner Zeit unter seinen eigenen Erwartungen.
Für Thorsten Sonsmann war die Vorstartspannung in der Disziplin “100m Retten mit Flossen” nach dem gestrigen Tag und als amtierender Weltrekordhalter nochmal größer. Hinzu kam, dass zwei jüngere Athleten in dieser Altersklasse aus Spanien und Frankreich ebenfalls Topzeiten gemeldet hatten und er so nur mit der zweitschnellsten Zeit ins Rennen ging. Nach dem Start setzte sich, wie erwartet, der als Schnellste gemeldete Spanier, Juan Martinez, in Führung und konnte die Puppe mit einer Länge Vorsprung vor Thorsten aufnehmen. Doch dann folgte die Aufholjagd. Ab der 2. Hälfte der Rückbahn konnte der Spanier das hohe Tempo nicht mehr halten und Thorsten holte Zug für Zug auf, um in einem Anschlagfinale mit 3 Zehnteln Vorsprung in einer Zeit von 0:54,02 den Weltmeistertitel zu erringen. Das heimliche Ziel, das “Triple” in dieser Disziplin in der AK45-49, war geschafft (Europameister, Weltrekordhalter und jetzt auch noch Weltmeister) und die Freude und Erleichterung umso größer.
Auch wenn die beiden Tage für Thorsten Sonsmann und Christoph Heyer nicht unterschiedlicher hätten laufen können, durften sich beide am Ende der Poolwettkämpfe riesig freuen und Weltmeister nennen.
Ohne Pause ging es am nächsten Tag am Strand in den Oceandisziplinen weiter. Das Team der DLRG Uetersen wurde nun für diese Wettkämpfe durch Björn Petzold (AK50-54) aus Leipzig verstärkt. Alle drei Athleten haben sich im Ocean vor allem auf das Surfskirennen (Rettungskajak) spezialisiert.
Björn und Christoph gingen im “Surfski” gemeinsam und somit auch als direkte Konkurrenten in der AK50-54 an den Start. Nach einem besseren Start für Christoph holte Björn auf und sie umrundeten in Führung liegend die drei Bojen. Durch eine kleine Unachtsamkeit an der letzten Boje konnte der zu dieser Zeit Drittplatzierte Klaus Staiber (DLRG Bermatingen) an den beiden vorbeiziehen und sich damit an die Spitze setzen. Auf dem Rückweg hatte aber Björn Petzhold den besten Schlussspurt und konnte kurz vor dem Ziel die Führung wieder übernehmen und als Erster über die Ziellinie paddeln. Christoph sicherte sich den dritten Platz.
In der AK45-49 war nun Thorsten gefragt und die größte Konkurrenz kam diesmal aus Australien, dem Mutterland des Rettungssports. Direkt nach dem Start setzen sich die beiden Australier, Rod Davies und Ryan Gaylard, und Thorsten Sonsmann vom restlichen Feld ab und gaben diese Führung um die Bojen bis zum Rückweg nicht ab. Jetzt kam es auf den Schlussspurt für die Vergabe der Podiumsplätze an. Hier hatte Rod Davies ganz knapp die Nase vorn vor Thorsten Sonsmann, der sich damit die Silbermedaille sicherte.
Zum Abschuss der Einzeldisziplinen am Strand trumpfte Christoph Heyer noch einmal auf und konnte seine überragenden Allrounderfähigkeiten in der Königsdisziplin “Oceanman” – eine Kombination aus Surfski-, Schwimm- und Boardstrecke – ausspielen und nach mehreren Führungswechseln das Rennen für sich gewinnen.
Am letzten Wettkampftag der Oceanwettkämpfe hieß es sich gemeinsam als Zweier- bzw. Dreier-Team gegen die starke Konkurrenz aus Australien, Großbritanien und Frankreich zu behaupten. Nach der ersten Mannschaftdisziplin “BoardStaffel” (Rettungsbrettstaffel) war mit einem guten 6. Platz klar, dass es schwer werden würde in die Medaillenränge vorzudringen. Umso größer war die Freude über einen 2. Platz von Christoph und Thorsten beim “RescueBoard” (Ein Athlet schwimmt zu einer Boje und wird von einem Boardfahrer abgeholt, um dann gemeinsam den Rückweg zu bestreiten). Abschließend gab es dann auch noch den erhofften gemeinsamen Staffelerfolg in der SurfskiStaffel. Hinter Australien und Großbritanien sicherten sich die Drei in einem schnellen und engen Rennen die Bronzemedaille.