Das Land NRW fördert Renaturierung des Mühlenbach

Von Gaby Eggert
23.6.2021 Schermbeck. Der Schermbecker Mühlenbach trifft mit einem steilen Gefälle auf die dort sehr gerade verlaufende Lippe. Das sind keine guten Lebensbedingungen für Fische und andere Wasserbewohner. Aus diesem Grund gestaltet der Lippeverband im Rahmen des Programms „Lebendige Lippe“ den Mündungsbereich um und sorgt so unter anderem für eine Reisefreiheit der Tierchen.
Zum ersten Spatenstich der beginnenden Renaturierung kam auch die Umweltministerin Ursula Heinen- Esser, da das Land hier 4,5 Millionen Euro in die Maßnahme investiert. Sie zeigte sich erfreut: „Endlich mal kein Termin mit Wolf oder Tongrube“.

Bürgermeister Mike Rexforth erwähnte scherzhaft, dass mit der Maßnahme Geschichte geschrieben werde. „Bei der Renaturierung wird die ehemalige Grenze zwischen Sachsen und Franken verlegt“. Rexforth habe im Mühlenbach in jungen Jahren zu Zeiten in denen man im Mühlenbach noch Aale und Forellen fangen konnte, schwarz geangelt, erzählte er. Die sind heute nicht mehr vorhanden. Er bedankte sich beim Lippeverband für die Durchführung der Maßnahme, beim Land NRW für die finanzielle Unterstützung von 4,5 Millionen Euro und informierte darüber, dass auch die Gemeinde Schermbeck die ökologischen Verhältnisse, und zwar am oberen Mühlenbach verbessern werde.
Die Ministerin Heinen-Esser betonte, dass Flüsse und Bäche wichtige Lebensräume für Menschen und Tiere sind und zu Lebensadern der Natur werden müssen. Mit insgesamt 50.000 Kilometer in Flüssen und Bächen sei das Land ein Land der Gewässer und das bedeute für die Menschen auch mehr Lebensqualität. Und: „Mit dem Programm Förderprogramm `Lebendige Lippe` wollen wir die notwendige ökologische Entwicklung der Gewässer, ihrer Ufer und Auen vorantreiben“. Sie sei überzeugt dass „Renaturierungen nicht nur Lebensräume schaffen, sondern diese auch weniger anfällig für die Folgen von Belastungen des Klimawandels machen.“

Bodo Klimpel, der Ratsvorsitzende des Lippeverbandes konnte es nicht lassen. Er scherzte „Wenn ich Wolf wäre würde ich mich hier auch wohl fühlen“. Er warb für die Maßnahme, bei der neuer und wertvoller Lebensraum entstehe. Die Renaturierung der Gewässer in NRW sei ökologisch unverzichtbar und auch gesetzlich vorgegeben. So werde versucht die Eingriffe in die Natur in der Vergangenheit wieder zu regulieren. Kimpel empfahl jeden die Baustelle zu besuchen und den Fortgang zu beobachten. „Da gibt’s immer Spannendes zu sehen“.
Rund 36.000 Tonnen Bodenmaterial werden bewegt und der Lauf des Mühlenbachs um 270 Meter verlängert. Prof. Dr. Ulrich Paetzel, Vorstandsvorsitzender des Lippeverbandes, erklärte, dass durch die Laufverlängerung die Anbindung an die Lippe flacher und naturnaher gestaltet werde.

Der jetzige Mündungsbereich wird dabei verfüllt und der Bachlauf in einer Schlinge ca. 200 Meter weiter westlich verlegt um den im Laufe der Jahrzehnte entstandene Höhenunterschied von 2,60m zu beseitigen. Somit erhalten die Fische wieder freie Fahrt in den Mühlenbach. „Für die Maßnahme haben wir viel Gehirnschmalz bewegt“, versicherte Prof Paetzel und berichtete, dass sich die Artenvielfalt durch die bereits laufenden Maßnahmen von 13 verschiedenen Insektenarten in den 70er Jahren auf heute 130 Arten vergrößert habe. Der Fluss sei für das gesamte Ökosystem von großer Bedeutung. Und hätten Sie gewusst, dass Fische auch Ruhezonen brauchen. Dr. Emanuel Grün, technischer Vorstand des Lippeverbandes erklärte, dass zwischen Lippe und Mühlenbach Kaskaden Becken angelegt werden, um den Höhenunterschied auszugleichen. Zonen eben in den Fischen sich ausruhen können.
Die Arbeiten sollen im Frühjahr 2022 abgeschlossen sein, informierte Dr. Emanuel Grün.