Leserbrief Verkehrskonzept in Schermbeck - Offener Brief an Dr. Ammenwerth
Sehr geehrter Herr Dr. Ammenwerth,
Ihre Ausführungen zum Verkehrskonzept der Gemeinde am 07.02.2023 haben uns betroffen gemacht und im Nachgang beschäftigt.
Ihre Ausführungen am 13.02. in Schermbeck grenzenlos halten Ihre Botschaft an die Politik in Schermbeck nun auch schriftlich fest.
Wir möchten dazu Stellung nehmen:
Auch wir sind sehr dankbar für die gute (haus-)ärztliche Versorgung in Schermbeck!
Und zugleich gilt: Ein Verkehrskonzept mit dem Ziel 50 % des innerörtlichen Verkehrs zu vermeiden ist sinnvoll und notwendig!
Sie führten am 07.02. im Rathaus aus, daß bei dem Verkehrsversuch 2b gehbehinderte Patienten Ihre Praxis meiden und zu Ärzten in anderen Städten wechseln würden, was Ihnen die wirtschaftliche Basis für sich selbst und Ihre Mitarbeiter entziehen würde.
Die Wahl eines Arztes beruht nach unserem Verständnis auf dem Vertrauen in den Arzt und in seine medizinische Kompetenz.
Wenn im Abstand von 290 m Fußweg zu Ihrer Praxis ein kostenfreier Parkplatz (Rathaus) zur Verfügung steht, ist dies eine Situation, über die Ärzte in umliegenden Gemeinden und Städten sich freuen würden.
Als Anregung:
Für so sehr gehbehinderte "selbst-PKW-fahrende Patienten", die auf einen Parkplatz direkt vor Ihrer Praxis angewiesen sind, ist die aktuelle Parksituation vor Ihrer Praxis unzureichend. Dass es diese Personengruppe der schwerst Gehbehinderten gibt, ist unzweifelhaft. In Ihrer Argumentation wird die Größe dieser Gruppe, die keine 290 m ggf. mit Gehhilfe gehen können, aus unserer Sicht überdehnt.
Bei einer Wartezimmerkapazität von ca. 25 Personen stehen 3 - 4 Parkplätze für 2 Arztpraxen zur Verfügung. Wenn Sie die Situation für diesen Personenkreis sehr gehbehinderter selbst-PKW-fahrender Patienten verbessern wollen, bietet es sich an, darüber nachzudenken, wie man die 3 Parkplätze ausschließlich diesem Personenkreis zukommen lassen könnte.
Hierfür gibt es technisch-organisatorische Lösungen auf Ihrem Grundstück, die optimal diese Problematik bedienen.
Wir stehen Ihnen und der Gemeinde diesbezüglich gerne als Gesprächspartner zur Verfügung, da wir uns an anderen Stellen ähnliche Konzepte vorstellen können, um diesem eng definierten Personenkreis zu helfen.
Die Kosten einer solchen Investition wären überschaubar.
Zum Thema Reduzierung des innerörtlichen Verkehrsaufkommens möchten wir noch folgendes anmerken:
Die Gemeinde hat in einem langen Prozess erkannt, daß es nicht sinnvoll ist Verkehr von einer Straße in andere Straßen umzuleiten.
Die Gemeinde, diverse Parteien im Rat und viele Bürger, denen die Umwelt und unser Planet am Herzen liegen, wollen unnötigen Kurzstreckenverkehr in einem Ort mit einem Durchmesser von 1.000 m vermeiden.
Die Zielsetzung 50% den innerörtlichen PKW-Verkehr zu reduzieren ist der richtige Weg.
In vielen Gesprächen und in den letzten beiden Bürgerversammlungen wurde überdeutlich, daß die Bequemlichkeit „der jeweils Anderen“ von der überwiegenden Zahl der Schermbecker als Ursache unseres Verkehrsproblems genannt wird.
Mehrheitlich ist den Bürgern klar, daß tradierte Verhaltensweisen, die über Jahrzehnte praktiziert wurden, nicht durch gutes Zureden abgestellt werden können. Das zeigen auch die Ergebnisse der Befragung, in welcher eine strikte Netztrennung gefordert wird.
Die Argumente der Werbegemeinschaft, daß die Bürger für bisherige PKW-Kurzstrecken < 800 m bis zur Mittelstraße, weite Umwege mit dem PKW auf sich nehmen, anstatt diese kurze Strecke zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu bewältigen, gar in andere Orte ins Umland fahren um dort Einzukaufen, sind äußerst fragwürdig. Die Schermbecker wissen die Mittelstraße und einen funktionierenden, attraktiven größeren Ortskern sehr zu schätzen, wie mehrere Umfragen gezeigt haben.
Bis Dorsten sind es 11 km, es gilt ein kostenpflichtiges Parkhaus zu nutzen und die Fußgängerzone in Dorsten ist auch einige 100 m lang und mit dem PKW nicht befahrbar.
Der Zeitaufwand z.B. 600 m zu Fuß zu gehen ist deutlich geringer, als die von der Werbegemeinschaft befürchtete alternative Beschaffung in Dorsten. Gleiches gilt für einen Besuch von dort ansässigen medizinischen Kollegen.
Um die vereinbarten Klimaziele zu erreichen, werden wir alle auf diesem Planeten, in Deutschland, in allen Städten und sogar in Schermbeck in den nächsten Jahren und Jahrzehnten Verhaltensänderungen und Einbußen an Bequemlichkeit, hinnehmen müssen, auch wenn davor viele die Augen noch verschließen wollen.
Die von der Bundesregierung und NRW verabschiedeten Klimaziele bis 2030 fordern eine Einsparung im Zeitraum von 2023 - 2030 von 5,6 to CO2 pro zugelassenem PKW!
Pro PKW wären bei einem Ausstoß von 0,2 kg/km 291 km Monat für Monat ersatzlos zu streichen.
Pro Tag bedeutet dies für jeden Tag bis 31.12.2030 eine Reduzierung der Strecke von 10 km.
Eine wahrlich ambitionierte Forderung! Entscheidend ist, dass die Gemeinde weiterhin auf dem Weg bleibt, ein zukunftsträchtiges Verkehrskonzept umzusetzen und den Fußgänger- und Fahrradverkehr gegenüber dem Pkw-Verkehr deutlich stärkt.
Für Rückfragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
Für die Verkehrsinitiative Schermbeck:
Jenny und Daniel Langenberg
Horst Leidigkeit
Elisa und Felix Rempfer
Christine und Kastulus Wolf