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Zweiter mutmaßlicher Wolfsriss in vier Monaten auf Hortkamps Hof

7.8.2024 Bricht (geg). Der Schafsbock Jack ist tot. Vom Wolf gerissen. Übrig geblieben von ihm ist nur sein Hoden und der Pansen. Sein kleines Lämmchen Harry wurde attackiert, an der Kehle und Lauf gebissen. Es sucht Schutz im Unterstand. Die 20-jährige Malin Sümpelmann, der die Herde mit den Zwergschafen Quesann gehört, hofft, dass es die Attacke überlebt. Sichtlich bewegt zeigt sich die junge Frau, denn das verletzte Tier wurde durch Kaiserschnitt geboren und jetzt das. „Das nimmt einen emotional doch sehr mit“, sagt sie traurig. Die Herde mit weiteren 12 Tieren, die aus der eigenen Zucht stammen, flüchtet verängstigt vor den Besuchern. Noch vor dem großen Regen, der an diesem Mittag einsetzt, schafft es ein LANUV Mitarbeiter Spuren und DNA zu sichern und sich ins Maisfeld auf die Suche nach dem verschwundenen Tierkörper zu begeben. Erfolglos.
Es ist der zweite mutmaßliche Wolfsriss auf dem Horstkamps Hof, am Waldweg in Bricht. Die Familie Sümpelmann, die den Hof in dritter Generation bewirtschaftet, ist schockiert, traurig und wütend.
Es waren fünf Lämmchen die im April und Mai geboren wurden. Drei von ihnen wurden bei einem nachgewiesenen Wolfsriss am 20. April getötet, eines in dieser Nacht schwer verletzt. Nun ist noch eines übrig. Malin Sümpelmann sagt: „Das ist natürlich ein Problem für die Zucht“.
In den ersten Julitagen hat Markus Sümpelmann einen, nach den Vorschriften des Herdenschutzes vorgeschriebenen, Zaun gebaut. Zwischen 1,25 Meter und 1,50 Meter ist er hoch, zuzüglich einer Stromlitze und 80 cm Untergrabeschutz der mit dem Zaun verbunden ist. „Höher geht das gar nicht, dann brauchen wie eine Baugenehmigung“, erklärt Sümpelmann.

Überwunden hat der Wolf den Zaun, der zum circa 1,70 Meter hohen Mais gerademal 20cm Platz hat, wohl mit einem Sprung aus dem Stand. Unmittelbar an einer Wohnbebauung und dem Swimmingpool im Garten. Vom Schafsbock zu finden sind auf der Wiese nur noch der Pansen und der Hoden. Das schmeckt ihm wohl nicht.
In der Mitte des Zaunes zum Maisfeld finden sich Kratzsuren, so dass die Familie davon ausgeht, dass der Wolf mit dem Schafskörper im Maul den Weg über den Zaun zurück gefunden hat. An die Seite gedrückte Maispflanzen weisen darauf hin, dass er durchs Feld gelaufen sein muss.


Die Familie Sümpelmann habe grundsätzlich nicht gegen Wölfe. Aber: „Es gibt Spielregeln.“ Der, der im Dämmerwald herumstreift scheint ein sehr großer zu sein. Malin Sümpelmann berichtet, dass bei dem Riss im April Wolfstrittsiegel gefunden wurden, die die Größe eines großen Männerhandtellers hatten. Markus Sümpelmann ist sauer: „So wie das jetzt läuft geht das nicht.“ Sein Betrieb widmet sich der Rinderhaltung, die Schafhaltung sei das Hobby der Tochter. „Wir reden hier nicht vom finanziellen Schaden“, so Sümpelmann. Landschaftsschutz sei ein großes Thema im Betrieb, die Schafshaltung dafür ideal. Aber der Wolf bringe Unruhe in die Rinderherde, das sei täglich zu spüren. Jetzt haben die Sümpelmanns Fragen: „Was muss noch passieren“ und „Wie können wir uns schützen.“


Am 19.7. wurden im Lichtenhagen drei Schafe getötet, am 20.7. in Uefte vier Schafe, drei weitere Schafe am 26.7. in Uefte und am 30.7. drei Schafe in Hamminkeln an der Grenze zum Dämmerwald und nun der Überfall in Bricht. Damit steigt die Zahl der Risse seit 2018 auf 157.

Text Gaby Eggert
Fotos: Petra Bosse, Gaby Eggert und Markus Sümpelmann