
Alexander Endemann meint: Jürgen ist hartnäckig und hat damit schon vielen zum Ehrenamt verholfen
Die Laudiatio zum Ehrenamtspreis für Jürgen Höchst von Alexander Endemann
Sehr geehrter Herr Bürgermeister Rexforth, lieber Mike, sehr geehrte Vertreter der Politik, Presse und Gemeinde - liebe Sabine, liebe Sarah und ganz besonders lieber Jürgen,
heute, Jürgen, geht es um dich - auch wenn wir alle wissen, dass dir das eigentlich fremd ist.
Damit ist nicht gemeint, dass du nicht gerne im Mittelpunkt stehst, denn sonst wärst du als Vorsitzender eines doch inzwischen recht großen Vereins fehl am Platze und das bist du ganz sicher nicht. Damit ist gemeint, dass deine Betätigung kein Selbstzweck ist und dass es dabei nicht um dich geht, sondern stets um die Gemeinschaft. Und das schon ganz schön lange.
Bereits im Juni 1977 und damit gerade mal auf der Schwelle vom 16. zum 17. Lebensjahr, bist du der freiwilligen Feuerwehr beigetreten und hast dort 43 Jahre lang, zuletzt als Hauptbrandmeister im Löschzug Gahlen, treu deinen Dienst verrichtet.
Doch welche Eigenschaften schreibt man einem Feuerwehrmann zu? Stressresistenz, Teamfähigkeit, ein ausgeprägtes Verantwortungsbewusstsein und die Fähigkeit, schnelle Entscheidungen zu treffen, gehören sicherlich dazu und fallen einem relativ schnell ein. Auch Empathie oder Einfühlungsvermögen gehören unbestritten dazu. Doch hat man all diese Fähigkeiten bereits als 16- oder 17-jähriger? Die klare Antwort darauf: Ganz bestimmt nicht…
Manche für die Feuerwehr notwendigen Fertigkeiten kommen und gehen leider mit der Zeit auch wieder, wie die körperliche Fitness, aber die meisten Eigenschaften kommen und werden entwickelt, um zu bleiben und prägen dann das weitere Leben. So auch dasjenige von Jürgen. Was für ein großes Glück für Schermbeck und Gahlen, denn das Verantwortungsbewusstsein, die Teamfähigkeit und die vielen anderen Eigenschaften treiben Jürgen seitdem an.
Für ihn zentral in seinem ehrenamtlichen Leben ist bekanntlich der Heimatverein Gahlen e.V., dem er bereits im Jahr 1991 beigetreten ist. In den Vorstand des Vereins ist er im Jahr 2004 als stellvertretender Vorsitzender gewählt worden. Er folgte damit seiner Mutter Lore, die ab 1998 Beisitzerin im Vorstand gewesen ist, seinem Vater Hans, der ab 1965 und für mehr als 30 Jahre Schriftführer beziehungsweise damals Geschäftsführer des Vereins gewesen ist, aber auch seinem Großvater Hermann Höchst, der von 1964 bis 1969 der Vorsitzende des Heimatvereins war. Im Jahr 2008 folgte Jürgen auf Gustav Ruloff im Amt des 1. Vorsitzenden und ist dies, mehr als 17 Jahre später, noch heute.
In seine Amtszeit fällt eine schier explodierende Mitgliederzahl von 352 Mitgliedern im Februar 2008 auf aktuell 810 im November 2025. Ebenso die Einrichtung verschiedenster Arbeitsgruppen, die sich auf die vielfältigste Weise für die Umsetzung der satzungsmäßigen Zwecke des Vereins einsetzen. Für jede und jeden ist ein Platz und eine Aufgabe im Heimatverein. In Jürgens Heimatverein, denn der Antrieb für diese fortwährende Weiterentwicklung geht auf ihn zurück, getreu dem Motto: Stillstand ist Rückschritt. Verschiedenste kleinere, aber auch sehr große Projekte wurden umgesetzt. Exemplarisch sei hier die Umgestaltung des Mühlenteiches mitten im Gahlener Dorfkern genannt. Sicher ist: Ohne Jürgen gäbe es diese Projekte nicht, die für die Gemeinschaft umgesetzt werden. Hiervon profitieren regelmäßig nicht nur die Mitglieder des Heimatverein, sondern alle Besucher des Ortsteiles, egal, ob sie auf den Bänken am Mühlenteich entspannen oder die beliebten und gut etablierten Veranstaltungen im Lippedorf besuchen.
Gibt es ein Thema für den Ort – und dabei steht für ihn nicht nur aber natürlich ganz besonders der Ortsteil Gahlen im Fokus – ist Jürgen zur Stelle, hat eine Idee dazu, stößt ein Treffen an, verbindet die verschiedenen Gruppen und vertritt dabei mit seinem gesunden Menschenverstand mindestens mal eine mehrheitsfähige Meinung. Viele Konflikte und Herausforderungen, vor denen eine Gemeinschaft stehen kann, werden so frühzeitig angegangen und damit oftmals auch deutlich geräuschloser gelöst, als es sonst der Fall wäre.
Jürgen kann dabei auch manchmal nervig sein. Ich glaube, der ein oder andere Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung kann das sicherlich bestätigen, denn Jürgen bleibt dran. Im besten Falle „interessante“ Pläne für die Entschlammung des Mühlenteiches oder platzende alte Wasserrohre mag er zum Beispiel gar nicht und so führt er darüber akribisch Buch und hat das im Blick. Wieder nicht in erster Linie für sich, sondern vor allem für andere Mitbürgerinnen und Mitbürger, die eine vielleicht etwas leisere Stimme haben als er. Ob manchmal nervig oder nicht: Du, Jürgen, kannst sehr stolz darauf sein, was du in den letzten Jahren mit dem Heimatverein und abseits davon erreicht hast, immer mit dem Ziel, unseren gemeinsamen Lebensmittelpunkt zu verbessern.
Bei deinem Pensum muss man sich wirklich fragen: Wann schaffst du das alles? Auch Jürgens Tag hat 24 Stunden – okay, und noch die Nacht. Und ja, ab und an kommen auch E-Mails mit neuen Ideen zwischen 2 und 3 Uhr in der Früh. Ein guter Gedanke oder die Erledigung einer noch drängenden Aufgabe kennt halt keine Uhrzeit.
Ganz nebenbei bist du studierter Vertriebsingenieur und seit 2003 bei der Köster GmbH im Vertrieb für den Rohrleitungsbau, Umwelttechnik und Energieinfrastruktur tätig, zudem als Sicherheitsfachkraft. Hier nur am Rande erwähnt, aber du hast eine starke berufliche Karriere, die mit dem Ehrenamt in Einklang gebracht werden will. J
ürgen kombiniert das einfach und bringt seine berufliche Expertise als sachkundiger Bürger der CDU einfach im passenden Ausschuss des Rates unserer Gemeinde ein.
Jedem ist dabei klar, das alles geht nicht ohne Rückhalt. Und auch, wenn erst jetzt von mir erwähnt, weiß doch jeder, dass Jürgens wichtigster Rückhalt seine Familie ist. Sabine, die weiß, dass er die Aktivität braucht und daher so oft auf ihn verzichten muss, Sarah, die Tochter der beiden, für die Jürgen alles geben und vor allem auch alles aufgeben würde. '
Und auch, wenn bei den regelmäßigen Wahlen auf unserer Jahreshauptversammlung bei ansonsten äußerst kommunistischen Ergebnissen stets eine oder zwei Gegenstimmen ausgerechnet aus dem eigenen Haushalt zu zählen sind, kann sich Jürgen sicher sein, dass es, wenn es bei den Abstimmungen auf genau diese beiden Stimmen ankäme, er diese ganz sicher auch bekäme. An erster Stelle kommt für ihn immer die Familie, mit dem Zwischenhoch, dass seine Tochter Sarah im September dieses Jahres ihren Tobias geheiratet hat. Stolzer könnte Jürgen kaum sein. Danach erst kommen Beruf und ehrenamtliche Tätigkeit – bei zugegebenermaßen ungeklärter Rangfolge.
Ich komme jetzt noch einmal zurück auf die Feuerwehr, zumindest am Rande, denn eine weitere Eigenschaft, die Jürgen auszeichnet, ist Hartnäckigkeit. Jürgen ist mein Nachbar, bzw. der meiner Eltern, und wir kennen uns daher schon sehr lange. Schon früh, als ich damals auf die 16 zuging, hat er bei uns in der Küche versucht, mich von der Feuerwehr zu begeistern. Das passte aber zu der Zeit nicht in meine Pläne und sein Versuch blieb zu der Zeit erfolglos. Heute stehe ich hier und bin der Schriftführer von Jürgens Heimatverein - oh ja, Jürgen ist hartnäckig und hat damit schon vielen wie mir zum
Ehrenamt verholfen. Allein das ist aus meiner Sicht für die Gemeinde schon eine Medaille wert.
Jürgen, zu deinem 60. Geburtstag im Jahr 2020 bist du nach 43 Jahren aktiver Dienstzeit in der Feuerwehr in die „Alters- und Ehrenabteilung“ der Feuerwehr gewechselt, auch wenn du heißes Eisen noch lange nicht zum alten Eisen gehörst. Du bist heute 65 Jahre jung und hoffentlich kein bisschen müde. Denn Schermbeck und besonders Gahlen brauchen dich, als ständigen Motor für Weiterentwicklung, als Bindeglied zwischen den Vereinen und Gruppen und auch als Vorbild im Ehrenamt. D
Der Vorschlag, dass Jürgen die Ehrenamtsmedaille erhalten solle, kam nicht offiziell vom Heimatverein Gahlen. Jürgen hat sogar für den Heimatverein Gahlen einen anderen Vorschlag eingereicht, der sicherlich, ebenso wie alle anderen Nominierten, die Ehrung verdient gehabt hätte. Auch hier wird deutlich, Jürgen denkt eben nicht an sich selbst, sondern zuerst an andere. Da die Ehrung für ihn eine Überraschung sein sollte, sind wir froh und dankbar, dass das Vergabegremium gegen die Gepflogenheit zwei Vorschläge aus dem Umfeld des Heimatverein Gahlen akzeptiert und dann auch für die Vergabe gestimmt hat.
Du bist – und da wird mir sicherlich niemand widersprechen – ein äußerst verdienter Preisträger der Schermbecker Ehrenamtsmedaille 2025. Herzlichen Glückwunsch!