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Eva Maria Zimprich Foto JS 2

Eva-Maria Zimprich hat mehrfach gezeigt: „Wenn ein Stein im Weg liegt, räume ich ihn weg“

29.9.2025 Schermbeck. Ein Portrait über Eva-Maria Zimprich, Gründerin des TC Grün-Weiß Schermbeck von Julian Schäpertöns
Es begann mit einem einfachen Wunsch: Ihre Tochter wollte tanzen – doch in Schermbeck gab es damals kein einziges Angebot. Also machte Eva-Maria Zimprich das, was sie bis heute auszeichnet: Sie nahm die Sache selbst in die Hand. „Wenn mir jemand einen Stein in den Weg legt, dann räume ich ihn weg – und wenn der nächste noch größer ist, dann eben auch den“, erzählt sie. Dieser Satz könnte als Motto über ihrem Lebenswerk stehen: dem TC Grün-Weiß Schermbeck, den sie vor fast vier Jahrzehnten mitbegründet hat.

Vier Jahre bis zum Startschuss
Dabei war der Weg zum eigenen Tanzsportverein alles andere als einfach. Vier Jahre dauerte es, bis der Startschuss endlich fiel. Dabei gab es viel Gegenwind. „Es war nicht gern gesehen, dass wir einen eigenen Verein gründen wollten“, erinnert sich die heute 73-Jährige. Doch Zimprich ließ nicht locker. Zusammen mit Mitstreitern baute sie Schritt für Schritt die Strukturen auf, die nötig waren: Mitgliedschaften im Kreissportbund, im Tanzsportverband Nordrhein-Westfalen, im Landessportbund. Für sie damals alles Neuland.

Anfang im Klassenzimmer der Gesamtschule
Als es 1990 endlich losging, waren von Anfang an 35 Kinder dabei. „Wir haben damals in einem Klassenzimmer der Gesamtschule angefangen. Jeden Montag habe ich erst mal allein den ganzen Raum ausgeräumt, damit Platz zum Tanzen war.“ Bald wurde klar: Das war erst der Anfang.
Was folgte, war ein ständiger Kampf um Räume und Möglichkeiten. „Wir sind quer durch Schermbeck gezogen“, erzählt Zimprich. Aula, Pfadfinderhaus, Café Steinkamp, Maaßenstraße, Heetwinkel – kaum war eine Bleibe gefunden, kam der nächste Umzug. Aufgeben war für sie jedoch keine Option. Dabei wuchs der Verein über die Jahre kontinuierlich weiter – vor der Pandemie waren es sogar rund 400 Mitglieder.
Die Entscheidung, unabhängig zu bleiben, war bewusst. Angebote, sich dem großen SV Schermbeck anzuschließen, schlug der Vorstand aus. „Wir wollten uns nicht gängeln lassen. Wir wussten: Wenn wir uns unterordnen, geht das ganze Geld in den Fußball – und bei uns läuft nichts mehr.“ Fußball mag sie trotzdem. „Ich bin Schalke-Fan“, sagt sie schmunzelnd.

Eine Bilanz die sich sehen lassen kann
Drei Formationen gleichzeitig in der Regionalliga, Auftritte bei Deutschen Meisterschaften, jahrelang erste Bundesliga. Besonders stolz ist Zimprich auf Sebastian Spahn, der aus dem Verein hervorging, Tanz und Choreografie studierte und heute Wertungsrichter ausbildet – und selbst Vizeweltmeister wurde.

Auch die Pandemie konnte den TC Grün-Weiß nicht stoppen. „Wir haben sofort auf Zoom umgestellt. Alle konnten weiter trainieren und sich sehen.“ Während andere Vereine aufhörten zu existieren, blieb Schermbeck in Bewegung.
Was Eva-Maria Zimprich antreibt, ist mehr als der sportliche Erfolg. Es ist das Leuchten in den Augen der Kinder, wenn sie auf der Bühne stehen. Es ist die Gemeinschaft, die Menschen durch alle Altersstufen verbindet. „Bei unserer Fitnessgruppe sind die meisten um die 65. Aber wenn Sie sehen würden, wie die hier abends rausgehen – mit welcher Fröhlichkeit! Man vergisst für eine Stunde alles, was man so mit sich herumschleppt.“
Mittlerweile zeigt sich, wie nachhaltig Zimprichs Arbeit wirkt: Viele Kinder von damals schicken heute ihre eigenen Kinder in den Verein. „Das ist das größte Kompliment, das man bekommen kann“, sagt sie. „Wenn Menschen, die hier selbst eine schöne Kindheit hatten, ihren Kindern diese Erfahrung weitergeben wollen – dann weiß man, dass man etwas richtig gemacht hat.“

Auch ihr eigenes Enkelkind tanzt heute in einer Kinderliga-Formation

„Die haben sich gleich in der ersten Saison für die Deutsche Meisterschaft qualifiziert“, erzählt sie stolz. Für Zimprich ist klar: In Schermbeck schlummert viel Talent – und das möchte sie fördern. „Dieses Potenzial darf man nicht einfach dahinplätschern lassen.“

Langsam denkt sie jedoch darüber nach, den Staffelstab weiterzugeben. „Ich werde nicht ganz weg sein, aber die Hauptverantwortung möchte ich in andere Hände legen.“ Es gebe zum Glück Nachfolger im Vorstand, die mit Leidenschaft bei der Sache sind.
Dass der Verein auch in Zukunft bestehen wird, steht für Eva-Maria Zimprich außer Frage. Schließlich ist es ihr gelungen, aus ein paar tanzbegeisterten Kindern eine feste Institution in Schermbeck zu machen. Und wenn wieder ein Stein im Weg liegt? Dann wird er eben weggeräumt.

Übrigens: das 35-jährige Bestehen wird groß gefeiert: am 22. November lädt der Verein zum großen Jubiläumsball im Tanzhaus Wesel. Tickets gibt es online für 59 Euro im Vorverkauf.

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