Genauso fröhlich, wie eh und je - zu Besuch im „Haus Kilian“
14.4.2021 Schermbeck (geg). 21 Menschen leben im Haus Kilian, einem Wohnheim für Menschen mit geistigen Behinderungen. Die Sonne strahlt mit den Menschen um die Wette, die sich an diesem Morgen auf den Besuch der Journalistin und des Fotografen freuen. Schon von weitem winkt Michael mir zu. Erzählt fröhlich nach der Begrüßung, dass er vor vier Wochen seinen 60. Geburtstag gefeiert hat. Leider konnte er das pandemiebedingt nicht im Kreis seiner Familie feiern, diese kam an seinem Ehrentag zeitversetzt, um ihm zu gratulieren. Dafür gab es ein festliches Mittagessen im Kreis seiner Wohngemeinschaft.
Die Coronapandemie hat das Leben der Bewohner ordentlich durcheinandergewürfelt. Mit einer Unterbrechung von zwei Monaten sind sie schon seit März letzten Jahres nicht mehr in den Werkstätten beschäftigt, sondern leben isoliert.
Nicole Schulte-Kellinghaus, Gruppenleiterin und Vertretung der Hausleitung, erzählt, dass die Situation im ersten Lockdown am schlimmsten für die Bewohner und die Angehörigen war, denn niemand durfte ins Haus und die Bewohner das Haus auch nicht verlassen.
Und die Menschen fehlen im Dorfbild, denn eigentlich trifft man die „Haus Kilianer“ beim Einkaufen, im Café Schorsch oder natürlich auch zu den traditionellen Veranstaltungen, hält hier und da ein Pläuschchen und feiert zu den verschiedenen Anlässen mit ihnen.
Und trotzdem sind die Damen und Herren genauso fröhlich wie man sie kennt. Aber wie in einer richtigen Familie gibt’s natürlich auch schon mal Zoff untereinander. Als Nicole Schulte-Kellinghaus das erzählt, müssen alle lachen. „Man muss bedenken, dass die Bewohner den ganzen Tag ohne Unterbrechung zusammen sind - einigen fehlt die Arbeit sehr - andere freuen sich, dass sie nicht zur Arbeit müssen,“ erzählt die Pflegefachkraft. Für einige Bewohner, wie für Sabine und Hubert besteht die Möglichkeit der Heimarbeit. Hubert erzählt, dass er immer wie zu normalen Zeiten jeden Morgen um 6.20 Uhr aufsteht und das zum Haus gehörende Shetty und die zwei Schafe füttert. Da wechselt er sich mit Ute ab. Delia hat sich im Haus einen Ersatz gesucht, steht jeden Morgen der Raumpflegerin zur Seite und arbeitet ihr zu, indem sie unter anderem die Papierkörbe leert.
Melanie hingegen freut sich darüber endlich viel fernsehen zu können und am Tablet zu spielen. Haben die Bewohner sonst auch Küchenarbeiten verrichtet, fällt auch das nun wegen der Hygienevorschriften aus. Alternativen mussten gefunden werden und da zeigt sich das Personal ganz kreativ, bemüht sich um ständige Abwechslung. Susanne Jabs, die beauftragte Pflegefachkraft berichtet von Bingo Nachmittagen und Kinoabenden im Haus. Im „Urlaub ohne Koffer“ sind sie thematisch in verschiedene Länder gereist und haben auch lustige Fotos gemacht. Und vieles mehr.
Vor drei Wochen wurden die Bewohner zum ersten Mal geimpft. „Endlich“ sagen die Angestellten, denn für ihr Empfinden, mussten sie viel zu lange darauf warten. „In anderen Kreisen wurden die Menschen schon viel früher geimpft“, berichten sie. Die Impfung entlaste die Situation ein wenig, denn Unsicherheiten, doch den Virus ins Haus einzuschleusen, wären der ständige Begleiter der Angestellten.
Malte wünscht sich so sehr, dass alles wieder normal läuft, Melanie möchte gern wieder allein einkaufen gehen und Michael wieder arbeiten und Feste feiern.