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“Die Kutschfahrt beim Umzug war das Highlight schlechthin“

9.5.2022 Schermbeck (geg). Nach zweijähriger Coronapause traf sich der Stammtisch der ehemaligen Königinnen der Kiliangilde Schermbeck im Landgasthof Triptrap. „Alle wird man wahrscheinlich nie unter einen Hut bekommen“, so Organisatorin und ehemalige Königin Kerstin Hoppe, die sich freute, dass diesmal 21 Damen dabei waren.
Unter Ihnen auch Gretel Lange, die in diesem Jahr das diamantene Königinnenjubiläum feiert. Im Kilianjahr 1962/63 regierte sie gemeinsam mit Bruno Rademacher das Schermbecker Schützenvolk. Sie war übrigens gleich zweimal Königin- und zwar noch einmal im Jahr 1978/79 mit Walter Rösen.
Im Jahr 1962 habe sie die Königinnenwürde eine Woche vor ihrer Heirat ereilt. „Wir tapezierten gerade das Wohnzimmer“, erinnert sich Gretel Lange. Sie freue sich sehr, dass dieses Jahr wieder Kilian gefeiert wird und sie dann auch in der Kutsche mitfahren darf. Persönlich habe sie das Gefühl, dass sich das Fest verändert habe, dass das Gefühl der Gemeinschaft nicht mehr so wie früher gelebt werde.

Doris Hecheltjen- Niesen, war, als sie von der Königinnenwürde ereilt wurde, gerade mal 19 Jahre jung und ist damit bisher die jüngste Königin in der Geschichte der Gilde. Ihr König Heinrich Grewing schoss im Jahr 1972 den Vogel ab und überraschte sie mit seinem Wunsch, sie zur Königin zu nehmen. Sie war an diesem Tag in der elterlichen Gaststätte Hecheltjen beschäftigt: “Schützenfestmontag war bei uns das Haus voll“, berichtet sie und trotzdem habe sie „Ja“ gesagt. Zufällig hatte sie ein langes passendes Kleid im Schrank und ihre Entscheidung nicht bereut.

„Es war ein supercooles Fest“, sagt sie rückblickend. Der Song der 70er Jahre „Auf die Bäume ihr Affen“ hatte bei diesem Thronball eine besondere Bedeutung. Dieser „Affensong“ gehörte zu den favorisierten Feiertiteln ihres Königs Heinrich Grewing, der das beim Krönungsball oftmals anstimmte, auch wenn die Kapelle etwas anderes spielen wollte. Die Gäste im Zelt stimmten begeistert mit ein, berichtete Doris Hecheltjen- Niesen und muss in der Erinnerung immer noch lachen. „Das war mit unserem sehr jungen Thron ein tolles Fest“, sagt sie rückbllickend.

Und wer wird je die Geschichte mit der Bowle vergessen. Das Throngetränk war Jahrzehnte sehr beliebt. „Nach all dem Bier das an den Festtagen getrunken wurde, war die einfach nur lecker“, berichtete die diesjährige Silberkönigin Conny Hülsmann, die auch noch wusste, dass die Männer gern mit der Zigarette ein Loch in den Bowlelöffel brannten, damit das Einschenken etwas schwieriger wurde. Conny Hülsmann regierte im Jahr 1997/98 gemeinsam mit Günther Beck das Schermbecker Schützenvolk. Die Krone tragen zu dürfen, diese Ehre hätte sie sehr zu schätzen gewusst. Günther Beck hat damals den Vogel relativ früh von der Stange geholt, und obwohl sie gewusst habe, dass es sie treffen könnte, sei sie sehr aufgeregt gewesen. So aufgeregt, dass: “Ich völlig vergessen habe, dass ich ein festliches schwarzes Kleid im Schrank habe“, erzählte sie lachend. Unvergessen bleibt den Jubiläumsköniginnen auch die Damenparade, die es zu Zeiten ihrer Regentschaften noch gab. Angeführt vom jeweiligen Präsidenten marschierten alle Frauen am Dienstagabend (den Ball am Dienstag gibt es heute nicht mehr) quer durch den Saal und wieder zurück zum Thron.

Und wenn auch die Damen bei dem Erleben ihres Festes ganz unterschiedliche Schwerpunkte setzten, in einem waren sich alle einig: “Die Kutschfahrt beim Umzug war das Highlight schlechthin“.

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