Großer Tag für die Feldbahnfreunde in Gahlen- die Strecke an der Lippe wurde eröffnet

27.5.2024 Gahlen (geg). In Gahlen wurde der ÖPNV um ein ganz besonderes Verkehrsmittel erweitert. Der Feldbahn nämlich, die um 600 Meter auf nun 1,1 Kilometer ergänzt und am Sonntag offiziell seiner Bestimmung übergeben wurde. Eine wunderbar entschleunigte Atmosphäre eröffnet sich den Reisenden im Zug neben der friedlich dahin plätschernden Lippe. Ab und zu quietscht und holpert es und der Duft von verbranntem Diesel liegt in der Luft. Das Schnaufen der Lok Dima DL6 vermischt sich mit dem Zwitschern der Vögel. Unwillkürlich kommt der Gedanke an Lukas dem Lokomotivführer und seiner Lok Emma aus der Augsburger Puppenkiste auf.

Kanufahrer auf der Lippe winken den Gästen im Zug fröhlich zu. Am Gleisende angekommen, wird der Zug an das andere Ende angekoppelt und die Gesellschaft hoppelt über die Strecke zurück über den Bahnhof Gahlen bis zum TuS Gelände. Dort wird die Lok ebenfalls umgekoppelt um die Endstation Bahnhof Gahlen anzusteuern. Angedacht war ursprünglich die Feldbahnstrecke komplett rund um das große Feld zu verlegen. Aber nach dem Krieg habe es ungefähr in Höhe des Endpunktes der ersten Strecke bis hinüber zur Lippe, eine Kleingartenanlage gegeben. Diese ist nicht mehr zu sehen, aber 30 Parzellen sind noch im Grundbuch eingetragen. Rainer Deutzmann erklärt, dass es zu aufwendig sei, jeden einzelnen Besitzer ausfindig zu machen und um die Genehmigung für den Bau zu bitten. Außerdem muss die Strecke gepflegt und sauber gehalten werden, dafür fehle die erforderliche Menge an Helfern.

Eine halbe Stunde dauerte die gemütliche Fahrt, die alle Teilnehmer bei tollem Wetter fröhlich genießen. Jürgen aus dem Team Feldbahnfreunde ist überzeugt: “Das Gefühl der Freiheit ist hier stärker als mit einem ICE und 300 Kilometer der Stunde durch die Gegend zu rasen.“
Bis Mittwoch wurde von den 10 aktiven Mitgliedern des Vereins noch mit Hochdruck an der neuen Feldbahnstrecke gearbeitet- am Dienstag sogar im strömenden Regen. Zusammengekommen sind mehr als 1.200 Arbeitsstunden.
Am Sonntag wurde der Teilabschnitt entlang der Lippe von der Landtagsabgeordneten Charlotte Quick und Landrat Ingo Brohl eröffnet. „Damit haben wir ein großes Ziel erreicht“, freut sich Michael Nienhaus, der Vorsitzende der Feldbahnfreunde Gahlen eV. Damit ist die Feldbahn in Gahlen eine der einzigen Feldbahnen in Europa, die mit historischen Schmalspurloks und passenden Loren entlang eines Flusses fährt.
Großes Glück hatten die Vereinsmitglieder rund um den Jahreswechsel: Denn das Hochwasser im Dezember und Januar hat weniger Schaden verursacht als zunächst befürchtet. Rainer Deutzmann berichtet von wenigen Stellen, an denen der Sand unter den Gleisen weggespült wurde. Heute gehört das alles der Vergangenheit an.

Ein strahlender Michael Nienhaus begrüßte die Gäste und sprach von einem ganz besonderen Vereinsmitglied: Rainer Deutzmann. Dieser habe einen maßgeblichen Anteil an der Verwirklichung des Projektes. Nienhaus lobte: „Er ist hartnäckig und unnachgiebig und bissig wie ein Terrier sein kann.“ Seit 20 Jahren beschäftigen die Feldbahnfreunde mit Anträgen auf Genehmigungen Gemeinde- und Kreisverwaltung. „Am Anfang haben wir für so manches Stirnrunzeln gesorgt- man sah uns als Spielkinder an“, erinnerte Nienhaus. Doch die engagierten Herren haben den Verwaltungen den Ernst ihres Anliegens beweisen können. Denn mit ihrem Projekt erinnern die Vereinsmitglieder auch die Geschichte der Ton- und Ziegelindustrie.
Charlotte Quik erinnert an die Gründung des Vereins und die Möglichkeit auf dem Hof Haferkamp die gewünschte Gleisstrecke errichten zu können. Außerdem gibt es hier Unterstellmöglichkeiten für die Loks und Loren, die sich im Besitz des Vereines befinden. Im Jahr 2018 kam das Blockhaus hinzu, welches mit einer Ausstellung als Infozentrum benutzt wird. Quik betonte, dass die Feldbahn auch ein wichtiger Anziehungspunkt für den Tourismus sei. Sie wisse, dass es Gäste aus ganz Europa gebe, die hierher kämen um eine Fahrt mit der Feldbahn zu genießen. Recht lobenswert fand sie die Tatsache, dass ein Wagon auch barrierefrei ist.
Landrat Ingo Brohl würdigte den Einsatz der Mitglieder im Verein. „Solche Projekte an diesem besonderen Ort sind es, die unseren Kreis so attraktiv machen.“

Das nächste Projekt ist die Restaurierung der letzten Lok der Iduna Hall Ziegelei, die Diema DFL 60 Baujahr 1967. Diese ist zwar fahrbereit, hat aber Motor- und Getriebeprobleme. Die Reparatur wird zwischen 10 und 20.000 Euro kosten, befürchten die Feldbahnfreunde, denn diese muss in einer Fachwerkstatt vorgenommen werden. Ein weiteres Problem: Es gibt nicht mehr so viele die es können.
Auf der Agenda des Vereins steht auch die Erweiterung des Infozentrums. Die regelmäßigen Fahrtage werden stattfinden und auch Gruppen sind wie immer nach Anmeldung willkommen