v.li. Malte Schulters (Teamleiter Intensiv), Beate Diel und Carsten Wasielewski
Vorreiter Marien-Hospital: Klinische Seelsorge für Mitarbeitende auf der Intensivstation
26.4.2024 Wesel (pd). Carsten Wasielewski sagt es so: „Jeder Mensch trägt seinen Rucksack. Wenn er zu schwer wird, helfen wir beim Auspacken und Weiterlaufen.“ Der Fachpfleger für Anästhesie und Intensivmedizin und Krankenschwester Beate Diel haben eine Ausbildung in klinischer Seelsorge absolviert, um Kolleginnen und Kollegen auf der Intensivstation des Marien-Hospitals in schwierigen Momenten und Lebensphasen begleiten und ihnen eine Stütze sein zu können. „Mit diesem professionellen Angebot sind wir Vorreiter am Niederrhein“, betont Teamleiter Malte Schulters.
Multiprofessionell und hochemotional
Die Arbeit der 60 Frauen und Männer auf der Intensivstation ist multiprofessionell und hochemotional. Extremsituationen, in denen es um Leben und Tod geht, können sie „von jetzt auf gleich“ fordern. Wut, Zorn, Trauer, Angst erleben sie ungefiltert – bei sich, im Team, bei Patienten und Angehörigen. Um in solchen Momenten anderen helfen zu können, ist es wichtig, die eigenen Emotionen zu kennen und einordnen zu können. Dies war ein zentraler Bestandteil der Ausbildung, die Carsten Wasielewski und Beate Diel berufsbegleitend über drei Jahre im Pastoralpsychologischen Zentrum Rhein Ruhr absolviert haben.
Beide haben sich freiwillig dazu gemeldet und schöpfen bei ihrer seelsorglichen Tätigkeit aus einem reichen Erfahrungsschatz. Carsten Wasielewski (52) und Beate Diel (54) sind mit 17 Jahren in den Beruf gestartet; er arbeitet seit 30 Jahren im Marien-Hospital, sie seit 25 Jahren. „Ein Mann und eine Frau – das ist ideal“, sagen sie. Gesprächsführung, Psychologie, Transaktionsanalyse und Biographiearbeit waren wesentliche Elemente ihrer Ausbildung. Dabei haben beide auch viel über sich selbst (neu) gelernt. „Nur wer sich kennt, kann anderen helfen“, sagt Beate Diel.
Wer an Grenzen im beruflichen Alltag kommt, sich ausgelaugt, überfordert oder belastet fühlt, kann Carsten Wasielewski oder Beate Diel um ein Gespräch bitten. Das kann „nach Termin“ stattfinden, ergibt sich aber sehr häufig spontan aus einer konkreten Situation heraus. „Es passiert, und dann sind wir da“, sagt Beate Diel. „Denn Seelsorge nach der Stempeluhr funktioniert nicht.“ Ein solches niederschwelliges Angebot hätten sich die Mitarbeitenden der Intensivstation gewünscht, berichtet Malte Schulters. Er würde sich klinische Seelsorge in möglichst vielen Krankenhäusern in Deutschland wünschen. „Das wäre gut für unser Berufsbild, weil wir dadurch in der Patientenversorgung und in der Mitarbeiterfürsorge besser wären“, ist der Teamleiter überzeugt. Er ergänzt: „Klinische Seelsorge trägt dazu bei, Belastungen abzufedern und Mitarbeiter gesund zu erhalten.“
Viel Dankbarkeit
Beate Diel und Carsten Wasielewski waren zunächst skeptisch, ob sich Mitglieder des Teams ihnen anvertrauen würden, denn schließlich fließt in die Gespräche oft auch viel Privates mit ein. Doch nach den ersten Erfahrungen können sie feststellen: „Diese Sorge war absolut unbegründet.“ Im Gegenteil: „Wir bekommen viele positive Rückmeldungen voller Dankbarkeit und Erleichterung“, sagt Beate Diel. „Es ist ein großes Geschenk und eine große Bereicherung, dass die Kolleginnen und Kollegen uns so großes Vertrauen entgegenbringen.“
Um Gespräche ungestört in einer angenehmen Atmosphäre führen zu können, wurde auf der Intensivstation eigens ein Raum wohnlich eingerichtet. Was hier gesprochen wird, dringt nicht nach außen. Auch Angehörige haben die Möglichkeit, das Angebot zu nutzen. Beate Diel und Carsten Wasielewski sind in Palliative Care fortgebildet. „Der Umgang mit dem Tod gehört in die Mitte der Gesellschaft“, betont Beate Diel. Mit ihrem seelsorglichen Dienst möchten sie und ihr Kollege dazu einen Beitrag leisten.