Viel Verständnis für protestierende Bauern
22.10.2019 Region (pd). Fast 6 000 Landwirte auf dem Münsterplatz und rund 2 000 Schlepper vor den Toren der Stadt: Zahlreiche Landwirte aus ganz Deutschland sind am Dienstag in Bonn auf die Straße gegangen.
Mit ihrem öffentlichen Protest machten sie ihren Ärger über die agrar- und umweltpolitischen Entwicklungen der jüngsten Zeit deutlich. Erst eine Woche zuvor hatten tausend Landwirte vor dem Bonner Landwirtschaftsministerium gegen zunehmende Auflagenflut demonstriert.
RLV-Präsident Bernhard Conzen hat Verständnis für die Bauern. „Wir sind sauer auf das, was die Politik zurzeit mit uns macht. Ob Düngeverordnung oder Insektenpaket: An allen Ecken und Enden warten neue verschärfte Auflagen! Wir sollen weniger düngen, auf Pflanzenschutz verzichten und unsere Flächen als Schutzgebiete aus der Nutzung verlieren.“ Niemand, so Conzen, interessiere sich offensichtlich dafür, ob die Landwirtschaft das alles leisten könne.
Stattdessen nehme man in Kauf, dass der Druck auf die Preise durch das geplante Mercosur-Abkommen sogar noch zunehme. Bleibe alles so, wie jetzt angekündigt, werde es einen beispiellosen Strukturwandel geben, der viele Betriebe ihre Existenz koste. Den Rückenwind aus den beiden Bonner Kundgebungen und zahlreichen weiteren Veranstaltungen im Bundesgebiet müsse man für eine Kurskorrektur nutzen. „Die lautstarken und solidarischen Demonstrationen der Bauern sollte dem Letzten in unserem Land deutlich machen, dass es so nicht weitergeht!“, so der RLV-Präsident. Um zu Ergebnissen zu kommen, sei es daher jetzt dringend erforderlich, vom Protest auf der Straße überzugehen in die Verhandlungen mit den Entscheidungsträgern.
Er sieht hier Umweltministerin Svenja Schulze gefordert, dem Beispiel von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner endlich zu folgen und sich dem fachlichen Dialog mit der Landwirtschaft zu stellen. „Wir haben es satt, dass die Bundesumweltministerin einzig dem ideologischen Diktat der Umweltseite folgt, ohne dass die Anstrengungen, die von uns Bauern schon seit Jahren unternommen werden, nur ansatzweise gewürdigt werden“, kritisiert der RLV-Präsident das Festhalten an einseitigen Schuldzuweisungen.
Text und Fotos RLV Pressedienst
Die Polizei meldet:
2000 Traktoren brachten Verkehr in Bonner Innenstadt zeitweise zum Erliegen
Kilometerlange Konvois mit mehr als 2000 Traktoren brachten am Dienstagvormittag den Verkehr in der Bonner Innenstadt und im Umland zeitweise zum Erliegen. Friedlich und ohne größere Zwischenfälle verlief die Kundgebung der Landwirte auf dem Bonner Münsterplatz, an der sich mehr als 5500 Personen beteiligten.
In einer Sternfahrt hatten sich mehrere tausend Landwirte mit Autos, Bussen und rund 2000 Traktoren auf den Weg in die Bundesstadt gemacht. Die größten Traktor-Kolonnen kamen aus Niedersachsen, dem Münsterland, Westfalen und vom Niederrhein. Begleitet und koordiniert von der Polizei Münster fuhren die größten Konvois auf zwei Routen nach Bonn. Während die meisten Pendler im morgendlichen Berufsverkehr noch ohne größere Verkehrsbehinderungen zu ihren Arbeitsstellen in Bonn gelangten, kam es ab 10 Uhr zu massiven Verkehrsbehinderungen in der Innenstadt. Demo-Teilnehmer stellten ihre Fahrzeuge zeitweise auf die Schienen der Stadtbahn sowie auf der Bonner Kennedybrücke ab, zudem parkten die meisten Teilnehmer ihre Traktoren zunächst nicht auf dem vom Veranstalter vorgesehenen Parkplatz in Schwarzrheindorf. Dies führte dazu, dass der Bus- und Bahnverkehr der Stadtwerke Bonn immer wieder eingestellt werden musste und auch der Fahrzeugverkehr zeitweise zum Erliegen kam. Als im Laufe des Vormittages mehr Traktoren als erwartet eintrafen, ermöglichte die Bonner Polizei den Landwirten das Abstellen ihrer Fahrzeuge unter anderem entlang der Bundesstraße 9 sowie der Niederkasseler Straße. Die Rettungswege wurden dadurch nicht beeinträchtigt und der Fahrzeugverkehr konnte weiterlaufen. Kurz nach 11 Uhr begann die Kundgebung auf dem Münsterplatz, an der in der Spitze mehr als 5500 Personen teilnahmen. Die Versammlung, die wie der gesamte Protest friedlich verlief, endete um 13.15 Uhr. Gegen 14 Uhr verließen die ersten Landwirte mit ihren Fahrzeugen das Bonner Stadtgebiet.
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