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Rolf Blankenagel, Vorsitzender des Heimat- und Geschichtsvereins Schermbeck, führt durch die Ausstellung zum Haus Berta im Schermbecker Heimatmuseum.

Auf den Spuren der Geschichte von "Haus Berta"

Von Finn Jungenkrüger
29.12.2021 Schermbeck. Die Ausstellung über das "Haus Berta" ist anlässlich der Veranstaltungsreihe zu „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ wieder im Schermbecker Heimatmuseum (Steintorstraße 17) zu sehen. Sie kann am 02.01, 05.02. und an allen Sonntagen im März in der Zeit von 10 – 13 Uhr besichtigt werden. Es gelten die aktuellen Corona-Auflagen.

"Das Haus Berta war ein Lichtblick, der allzu schnell erlosch.“ Mit diesen Worten erinnerte sich Henry Mayer im Jahr 1963 an das jüdische Ferienheim „Haus Berta“ in Altschermbeck. Mayer war einer von vielen hundert jüdischen Jugendlichen, die hier zwischen 1934 und 1937 in der ländlichen Umgebung der Erler Heide Freizeiten verbrachten. Für die jungen Menschen war es oft ein Entkommen aus dem Alltag, der seit der Machtergreifung der Nazis 1933 von Ausgrenzung geprägt war. Die jüdischen Kinder und Jugendlichen konnten sich zum Beispiel nicht mehr in Sportverbänden und -vereinen betätigen. Auch Jugendherbergen und Ferienheime waren für sie nicht mehr zugänglich. Das "Haus Berta" sollte darauf als Fluchtpunkt eine Antwort sein. Neben der körperlichen Ertüchtigung (Sport) wurden Kinder und Jugendliche dort beispielsweise mit Englisch- und Hebräisch-Unterricht auch auf ein Leben in einem anderen Land vorbereitet.

Träger des "Haus Berta" war der Reichsbund jüdischer Frontkämpfer (RjF), der im Jahr 1934 das Grundstück von Julius Goldschmid, einem Warenhausinhaber aus Gelsenkirchen pachtete. Der Standort war etwas versetzt zum heutigen "Forsthaus Freudenberg" und zwar ziemlich genau dort, wo die B58 die A31 quert. Ursprünglich stand auf dem Grundstück ein Lokschuppen für einen Kiesbaggerbetrieb in der Nähe. Der RjF war eine der wenigen jüdischen Organisationen, der nach der Machtergreifung zunächst fortbestehen konnte und sich aus deutsch-nationalen Juden zusammensetzte, die im 1. Weltkrieg dienten. So auch Leo Gompertz, Inhaber eines Pelzunternehmens aus Gelsenkirchen, der den RjF ab 1919 mit aufbaute und zugleich als Präsident für den RjF-Bezirk Rheinland/Westfalen fungierte. Er trieb den Aufbau des Erholungsheims maßgeblich voran.


Auf der feierlichen Eröffnung von Haus Berta am 29. Juli 1934 waren neben hunderten Jugendlichen auch hochrangige Vertreter jüdischer Organisationen zugegen

Nach kurzer Bauphase wurde das, nach der Mutter von Grundstücksbesitzer Julius Goldschmidt benannte Ferienheim, am 29.07.1934 mit mehreren hundert Teilnehmern feierlich eröffnet. Hochrangige Vertreter wie der stellvertretende Bundesvorsitzende des RjF, Dr. Dienemann, hielten kurze Ansprachen, in denen sie etwa betonten, dass das "Haus Berta" eine Stätte für alle Juden und nicht nur für Auserwählte und Bedürftige sein solle. Bereits nach kurzer Zeit wurden weitere Bauvorhaben, wie der Einbau einer Zentralheizung, oder der Bau einer Wasch- und Brauseanlage realisiert und damit der überregionalen Bedeutung des Ferienheims Rechnung getragen.
Das Ferienheim "Haus Berta" war von jüdischen Gruppen stets gut besucht. Zwei große Schlafsäle, eine große Küche, getrennt für Milch- und Fleischspeisen, und ein großer Versammlungssaal boten zusammen mit dem weitläufigen Außenbereich viele Gelegenheiten, sich zu betätigen.

Leo Auerbach, der für die Küche zuständig war, zeichnete im Jahr 1964 den Tagesablauf nach: Der Tag startete um 6 Uhr morgens mit dem Wecken und einem Waldlauf. Nach dem täglichen Fahnenappell wurden die Dienste eingeteilt und gefrühstückt. Anschließend arbeiteten die älteren Gruppen im Wald und auf dem Feld, während die kleineren Gruppen Sport und Spiel sowie Vorträgen zu jüdischen Themen gingen. Nach dem Mittagessen ging es um 15 Uhr weiter mit Sport (häufig Gymnastik) oder Spiel bis zum Kaffee um 17 Uhr. Die älteren Gruppen hatten danach Gelegenheit, Vorbereitungen für Feste und Vorträge zu treffen. Der Tag endete mit dem Fahnenappell und dem Abendessen. Die älteren Gruppen hatten anschließend noch Zeit für Vorträge oder Gesang bis zur Nachtruhe um 21 Uhr.


Der tägliche Fahnenappell war für die Jugendlichen fester Bestandteil des Tagesprogramms im Haus Berta.

Bis ins Jahr 1937 konnte Haus Berta offengehalten werden. Während eines Schabbatgottesdienstes Ende des Jahres stürmte die Gestapo den Versammlungsraum und schloss das Ferienheim. Während der Novemberpogrome im Jahr 1938 wurde Haus Berta angesteckt und vollkommen zerstört.
Lange Jahre nach seiner Emigration startete Leo Gompertz im JAhr 1963 in der deutschsprachigen jüdischen Emigrantenzeitung „Aufbau“ einen Aufruf, Erinnerungen an das Haus Berta aufzuschreiben. Er bekam viele Rückmeldungen aus aller Welt; so etwa aus Argentinien, Australien, Brasilien, Chile, England oder den Vereinigten Staaten. Im Jahr 1965 brachte er ein Buch über das "Haus Berta" heraus.
Etliche Briefe, Dokumente und Zeitungsausschnitte aus Gompertz‘ Nachlass im Leo-Baeck-Institut New York, zeugen von vielen weiteren Erinnerungen an das Jugendferienheim. Pfarrer i.R. Wolfgang Bornebusch  hat dies zu einer Ausstellung zusammengetragen, die erstmals im Jahr 1998 im Schermbecker Heimatmuseum stattfand. Auch in Gelsenkirchen, dem früheren Wohnort von Leo Gompertz, war die Ausstellung zu sehen. Bornebusch erinnerte sich, dass er erstmals im Jahr 1981 bei einem Besuch in New York auf Akten zum Haus Berta stieß, welches ihm bis dato vollkommen unbekannt war. Für weitere Recherchen ließ er die Unterlagen später kopieren, um sie auszuwerten und mit der daraus resultierenden Ausstellung das "Haus Berta" wieder in das öffentliche Bewusstsein zu rufen.

Foto und Repros aus der Ausstellung: Finn Jungenkrüger

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